30.Juli Storfors - Vansbro

129,0km 7:15h Schnitt: 17,8km/h Maximum: 60,4km/h

Heute stand der erste richtig lange Kanten auf dem Programm, der, wie sich beim Fahren herausstellte, über etliche Hügel verlief. Am Morgen hatten wir uns entschieden bis Filipstad die Nebenstraße über Bjurbäcken zu nehmen. Die Versicherung unseres Wirts in Storfors können wir nur bestätigen, es ist eine sehr schöne Strecke, abwechslungsreich und gut zu fahren. In Filipstad haben wir uns nicht lange aufgehalten, sondern sind nach einem kurzen Stopp beim Bäcker und Getränkemarkt gleich weiter gefahren, zumal die Stadt vorallem durch Industrie geprägt wird. Auf die zweite Alternativroute, über Gâsborn nach St.Lonnhöjden, die uns unser Wirt am Morgen ebenfalls empfohlen hatte und die ab Langban nochmals 30km auf der 26 ausgespart hätte, haben wir auf Grund der noch langen vor uns liegenden Strecke und des geringen Verkehrsaufkommens verzichtet.

Bild 1.10: Ein Italiener auf dem Weg zum Nordkap
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Dafür trafen wir einen italienischen Rennradfahrer und seine Begleitmannschaft mehrmals wieder. Ein Stück hinter Filipstad hatte uns erst ein bunt beklebter Caravan mit italienischem Kennzeichen, dessen Insassen uns laut gestikulierend zuwinkten, und kurz darauf ein Kleintransporter überholt, in dessen Windschatten ein einzelner Rennradfahrer an uns vorbei fuhr. Dieser ließ sich etwas zurückfallen und aus dem Kommunikationsversuch, er sprach nur italienisch, verstand aber etwas englisch, erfuhren wir das er auf dem Weg zum Nordkap ist, und von seinem Heimatort in Italien bis zu seinem Ziel etwa 3400 km zurücklegen will. Und dann entschwand er im Windschatten eines seiner Begleitfahrzeuge, in denen offensichtlich seine ganze Familie mit auf Reise war. Am Ufer eines Sees kurz vor Langban überholten wir ihn und seinen Tross, die dort wohl eine Badepause verbunden mit einen ausgiebiges Picknick vor dem Campingbus veranstalteten. Noch zweimal sollten wir ihnen an diesem Tag begegnen. Kurz vor unserem Etappenziel überholte uns erneut erst der Caravan und dann der Rest, er wieder im Windschatten des Materialbusses. Kurz darauf sahen wir sie, diesmal zum letzten Mal auf unserer Reise - beim Einkehren in ein Straßenrestaurant. Erst am Nordkap sollten wir wieder eine Spur von ihnen finden.

Bild 1.11: Draisinenstation in Oforsen/Bäcken
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Eine unserer Pausen legten wir am Bahnhof der hier stillgelegten Inlandbahn in Oforsen/Bäcken ein. Der Bahnhof ist Stützpunkt der Draisinenstrecke von Lesjöfors bis kurz vor Vansbro, insgesamt gut 60km lang. Einer der Betreiber, mit dem wir uns am Bahnhof unterhielten, fand dies nicht gerade viel. Die Menschen haben schon hier andere Vorstellungen von Entfernungen, als wir sie aus dem dicht besiedelten Deutschland gewohnt sind. Im Bahnhofsgebäude ist eine kleine Gaststube, in der sich Wanderer stärken können. Hauptnutzer der Draisinen sind Wanderer, die einen Teil ihres Weges so auf andere Art zurücklegen können. Ein weiterer Ausbau des Draisinenbetriebes auf den Gleisen der Inlandbahn, die nicht mehr zwischen Nykroppa und Mora-Strand verkehrt, ist geplant.

In Vansbro angekommen hieß es sich beeilen, damit wir noch die notwendigen Einkäufe vor Ladenschluss erledigen können. Die letzte Möglichkeit lag gut 60 km zurück. Und vor dem Einkauf wollten wir erst noch zum Campingplatz. Auch diesmal hatte es ohne Voranmeldung mit einer kleinen gemütlichen Hütte mit Terrasse geklappt. Der Campingplatz selbst war sehr voll, belegt mit einer Unzahl an Zelten, alle bewohnt von Polen. Anfangs wunderten wir uns über dieses Zeltlager, bis wir am nächsten Morgen mitbekamen, wie kleine Gruppen in einem Auto mit Eimer und Gummistiefel ausgerüstete verschwanden, Richtung Moore um Moltebeeren zu ernten. Das Servicehaus des Campingplatzes, ausgestattet mit Toiletten, Duschen und Küche war mit diesem Andrang, trotz aller Bemühungen des Platzwartes etwas überfordert. Das in den Sommermonaten viele Polen organisiert nach Nordschweden zur Beerenernte kommen, bestätigte uns auch ein Dauergast des Campingplatzes, ein ehemaliger Deutscher, den es schon vor vielen Jahren nach Schweden verschlagen hatte.

Nach der Anstrengung des Tages konnten wir den Abend noch auf der Terrasse der Hütte bei einer Büchse dänischen Bieres - leider kein schwedisches - genießen. Das einfache Leichtbier mit seinem geringen Alkoholgehalt ist in jedem Supermarkt erhältlich, löscht den Durst und schmeckt auch ganz gut.

Peter Schaefer 2006-02-18