18.August Skoganvarre - Russenes

91,9km 5:10h Schnitt: 17,8km/h Maximum: 58.3km/h

Die täglich praktizierte Prozedur des Sachen wieder Einpackens ist in den letzten Wochen so zur Routine geworden, dass wir gegen 9 Uhr schon wieder startklar waren und es zielstrebig weiter Richtung Norden ging. Die Berge rückten immer dichter an die Straße heran, an einigen Stellen mit senkrechten Felswänden. Über ein langes Stück ist das

Bild 1.53: Das Tal des Lakselva
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Betreten der Wälder zu beiden Seiten der Straße verboten. Aber nicht weil die Natur dort mit heimtückischen Gefahren lauert, es ist einfach militärisches Sperrgebiet. Hier war anhalten oder gar fotografieren strengstens untersagt, was auf großen Schildern in mehreren Sprachen unmissverständlich kund getan wurde. Etwa auf halber Strecke bis Lakselv fuhren wir an einer großen Kaserne des Porsangerregimentes der norwegischen Armee vorbei. Hier spürt man noch die zeitliche Nähe des ,,Kalten Krieges``und die geographische Nähe des damaligen ,,Reich des Bösen``, des heutigen Russlands.Erst kurz bevor wir das südliche Ende des Porsangerfjordes erreichten wurde das Tal des Lakselva breiter und es ging in mehreren Stufen hinunter in den Ort Lakselv. Dort legten wir unsere erste Pause ein verbunden mit dem notwendigen Besuch bei Coop. Ansonsten bietet der Ort nicht sehr viel und so ist er für uns, genauso wie für die meisten anderen Touristen, nur eine Durchfahrtstation auf dem Weg zum Nordkap. Bis dorthin sind es laut Schild im Ort nur noch 193km.
Bild 1.54: In Lakselv
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Ab Lakselv verläuft die Straße nun am Ufer des Porsangerfjordes, des viertlängsten Fjordes Norwegens. Unterwegs boten sich immer wieder faszinierende Ausblicke über den Fjord, auf vorgelagerte Inseln oder Halbinseln oder auf die steil ansteigenden Berge auf der Straßenseite. Seit dem Morgen hatte sich die Vegetation deutlich verändert. Bis Lakselv sind wir durch dichte Kiefernwälder gefahren. Nun wächst am Straßenrand über weite Strecken ein Wald aus kleinen verkrüppelten Birken, die aussehen als seien sie miteinander verknotet. Im Unterschied zur Finnmarksvidda stehen diese Bäume viel dichter und wirkten undurchdringlich. Auch sind wir im Sommerquartier der Rentiere angekommen. Erst zeigten sich zweimal zwei einzelne Tiere, kurz vor unserem Ziel dann eine kleine Herde. Nur so richtig fotografieren lassen wollten sie sich nicht. Unser Fahrzeug ist wohl so ungewöhnlich, dass die Tiere immer einen respektvollen Abstand zu uns hielten.

Das Wetter zeigte sich heute von seiner besten Seite, nur gelegentlich ein paar Tropfen, das Anziehen der Regenhose lohnte sich nicht, der Schauer war zu Ende noch bevor wir wieder losfuhren. Dafür gab es einen großen Regenbogen, der uns auf der anderen Fjordseite eine ganze Weile begleitete, während wir in der Sonne fuhren. Die Temperaturen sind mittlerweilen richtig herbstlich, sodass die Regenjacken als Schutz vor dem Fahrtwind ganz angenehm sind.

Unterwegs kam uns wieder ein einzelner Radler mit vollgepacktem Rad entgegen, wahrscheinlich auf dem Heimweg vom Nordkap. Hier am Campingplatz stand nocheinmal ein Pärchen mit beladenen Rädern, bei unserem abendlichen Rundgang haben wir sie aber nicht wieder getroffen. Dafür sind nochmals drei Radfahrer hier eingetroffen. Soviel Radwanderer gab in den vergangenen Wochen auf keinem Campingplatz.

Bild 1.55: Abendstimmung am Olderfjord
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Unsere Hütte steht fast am Ufer des Olderfjordes, einer Seitenbucht des Porsangerfjordes. Nur mit dem direkten Blick aufs Wasser hat es nicht geklappt. Auch sah auf den Bildern im Internet alles viel weiträumiger aus. Wir haben uns auch diesmal wieder für eine Hütte mit Dusche entschieden. Sie ist deutlich kleiner und nur für zwei Personen ausgelegt. Wenn die Bauarbeiten auf dem Hotelparkplatz gegenüber nicht erst mit Einbruch der Dunkelheit aufhören, dann können wir auch hier in Ruhe schlafen. Während der Nordkapreisesaison, in der Zeit der Mitternachtssonne dürfte das auf diesem Campingplatz, der unmittelbar neben der Straße liegt, unmöglich sein. Zu dieser Zeit rollt ein Lawine von Reisebussen, Campingbussen und Autos, von Lakselv und Alta kommend, hier vorbei. Die Zeit der Mitternachtssonne ist auch am Nordkap schon seit drei Wochen zu Ende und diese Strom ist damit verebbt.

Peter Schaefer 2006-02-18