Die 7.Deutsche Spezialradmesse fand dieses Jahr am 27. und 28. April wieder in der Stadthalle in Germersheim statt. Die Zahl der Aussteller ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben. Das Ausstellerverzeichnis im Messekatalog enthält 61 Eintragungen. Auch diesem Jahr konnte ich die Messe an beiden Tagen besuchen und eine ganze Anzahl von Neuigkeiten fotografieren. Die Auswahl ist wie in den vergangenen Jahren auch subjektiv gefärbt und die Kommentare spiegeln ebenso meine subjektive Sicht wieder. Neben den Neuigkeiten der kommerziellen Hersteller und den an deren Rädern vorhandenen Detaillösungen gab es auch vor der Messehalle wieder einige interessante Eigenbauten zu bewundern. Wie auf den anderen Seiten können die Bilder durch anklicken vergrößert werden. Aber Vorsicht es sind dann jeweils gleich ca. 100kB, die geladen werden. | |
Über den vom HPV veranstalteten Faltliegeradwettbewerb wird an anderen Stelle ausführlich berichtet. Stellvertretend für die insgesamt 10 Teilnehmer dieses Wettbewerbs, die alle sehr interessante Varianten mit teilweise sehr pfiffigen Detaillösungen vorstellten, sei hier das teilbare Flevo von Hanno Hirsch gezeigt, dass sich innerhalb kürzester Zeit zerlegen und in ein als Rucksack tragbares Paket verwandeln lässt, bei dem die Rückenlehne des Sitzes dann als Rückenpolster des Rucksacks genutzt wird. Konsequenterweise ist das Rad mit Dreigangnabe und Rücktrittbremse ausgestattet, so dass auf den, bei einem Flevo ähnlichen Knicklenker nur zur Montage von Brems- und Schalthebeln notwendigen Lenker verzichtet werden konnte. Ich würde mich allerdings mit einem Rad, das nur mit einer auf das Vorderrad wirkenden Rücktrittbremse ausgestattet ist, nicht in den Straßenverkehr wagen. Auch wenn für diesen Bremstyp eine relativ hohen Ausfallsicherheit spricht, gibt erst eine zweite unabhängige Bremse die notwendige Sicherheit. Dabei ist es eher von untergeordneter Bedeutung ob diese dann auf das Hinter- oder Vorderrad wirkt. | |
Der Sieger im Faltliegeradwettbewerb, das ATL von Radnabel. Das Rad ist als reisetauglicher Langlieger mit einer relativ aufrechten Sitzhaltung konzipiert, bei dem sowohl Vorder- als auch Hinterrad gefedert sind. Auf Grund dessen, der sehr vollständigen Ausstattung und der Möglichkeit auch umfangreicheres Reisegepäck mitzunehmen, erreichte das Rad bei sehr vielen Kriterien eine hohe Punktzahl. Das Faltmaß ist klein genug, so dass es in der Bahn noch als Gepäckstück gilt. Der Faltvorgang selbst ist in kurzer Zeit durchführbar. Sieht man sich das gefaltete Rad aber genauer an, erkennt man schnell den gravierenden Nachteil. Beim Zusammenfalten muss die Kette vom Kettenblatt abgenommen werden und hängt dann zwischen den Teilen des gefalteten Rades. Spätestens beim Auseinanderfalten lässt es sich nicht vermeiden, das zum Wiederauflegen der Kette die Hände benutzt werden, auch bei sehr neuer Kette ist dies nicht gerade eine saubere Angelegenheit. Gegen häufiges Falten spricht auch, dass des Lenker jedes mal aus dem Gabelschaft gezogen werden muss. Mir persönlich gefällt der zweitplazierte Brompton-Liegeradumbau wesentlich besser, nicht nur weil ich ihn selber fahre, sondern weil für die Faltbarkeit weniger einschneidende Kompromisse eingegangen wurden. | |
Einen Schwerpunkt der diesjährigen SPEZI bildeten die Velomobile, die alle nebeneinander in der Halle Eins vorgestellt wurden. Das Quest und das noch mehr auf Alltagsanforderungen zugeschnittene Mango sind die konsequente Fortführung des mit dem Allewedder begonnenen Konzeptes. Dadurch, dass bei diesen Fahrzeugen der Kopf des Fahrers außerhalb der selbsttragenden Karosserie bleibt, sind solche Fragen wie die ausreichende Rundumsicht auch bei Regen sowie die Kühlung und Zufuhr von Frischluft für den Fahrer einfacher zulösen. Die Karosserie beider Fahrzeuge ist selbsttragend und aus faserverstärktem Kunststoff, so dass das Gewicht des Quest nur 32.4kg. beträgt. | |
Leider setzen immer mehr Hersteller von Velomobilen auf elektrische Zusatzantriebe. So ist für das von der Firma Lohmeyer modifizierten und weiterentwickelten Allewedder eine Antriebsleistung von 250 W bei 85 Prozent Wirkungsgrad vorgesehen. Aus rechtlichen Gründen ist dafür eine Zulassung als Moped notwendig. Diese Motorisierung ist als Unterstützung gedacht, bei der sich das Mittreten noch lohnt. Bei der Mehrzahl der Fahrer kommt in diesem Fall deutlich mehr als die Hälfte der Antriebsleistung aus der Batterie. Die Mopedzulassung legt die Vermutung nahe, das eine geschwindigkeitsabhängige Drosselung der zugeführten Hilfsenergie, wie bei den Pedalecs, für die es in der noch in diesem Jahr erfolgenden Novelle des §67 der StVZO genauere Regelungen geben wird und die zulassungsfrei bleiben, oder den Velotaxen in Berlin, nicht beabsichtigt ist. Der Hilfsantrieb ist nicht nur beim Anfahren oder am Berg aktiv, sondern auch bis zu Geschwindigkeiten um die 50 km/h. Damit der Motor über einen solchen großen Geschwindigkeitsbereich mit annehmbarem Wirkungsgrad arbeiten kann und das notwendige Drehmoment am Hinterrad wirksam wird, wird seine Kraft auf ein zweites Kettenblatt übertragen und über die Kettenschaltung geschaltet. Diese Entwicklung hat vor Jahren schon das Twike durchgemacht, das mittlerweile mit einem 5kW Elektroantrieb ausgestattet ist und damit mehr ein Kleinstwagen mit Pedalen für einen Notantrieb darstellt, falls die Batterien mal alle sein sollten. Zum Glück gibt es aber das Lohmeyer-Allewedder noch in einer Ausstattung ohne elektrischen Hilfsantrieb, als reines Velomobil. Hier ist lediglich für die Lichtanlage die Verwendung von elektrischer Hilfsenergie vorgesehen. Ein Kompromiss, der nicht nur den beschränkten Möglichkeiten zum Anbau eines hochwertigen Dynamos geschuldet ist. | |
Vom äußeren Aussehen und auch von der Aerodynamik sicherlich kein schlechtes Konzept. Zur Senkung des Geräuschpegels ist die ebenfalls aus faserverstärktem Kunststoff gefertigte Karosserie innen mit Isomattenmaterial ausgekleidet. Dadurch dürfte es, zusammen mit der großen durchsichtigen Haube, bei Sonne im Inneren unangenehm warm werden. Ob die vorhandenen Frischlufteintritte wirklich effektiv genug sind kann nur ein Praxistest erweisen. Das gleiche gilt für die Sichtbehinderung durch Regentropfen. Auch für dieses Fahrzeug ist ein elektrischer Zusatzantrieb geplant. | |
Mit der Leitra war einer der Klassiker unter den Velomobilen vertreten. Vorgestellt wurde sie von ihrem Entwickler C.G Rasmussen. Im Unterschied zu den anderen gezeigten Velomobilen ist das Fahrwerk als Gitterrohrrahmen aufgebaut. Dieser wird in seiner Größe genau auf den Fahrer abgestimmt und es bleiben nur noch geringe Einstell- und Anpassungsmöglichkeiten. Das gilt nicht nur für den Abstand des Tretlagers zum Sitz sondern auch für den in Schulterhöhe verlaufenden Rohrbogen. Der tragende Rahmen ermöglicht es, dass der gesamte vordere Teil der Verkleidung zum Einstieg nach vorne aufgeklappt wird. Ein Einfädeln wie bei den meisten selbsttragenden Karosserien ist hier nicht erforderlich. Wer will kann auch bei schönem Wetter ohne die vordere Verkleidung fahren, sozusagen im Cabrio. Diejenigen, denen es unter der Haube zu eng ist, oder die lieber den Regen während der Fahrt im Gesicht spüren wollen, können auf die Kopfhaube verzichten. Wie die beiden Ansichten zeigen, ist aber eigentlich auch in Kopfnähe genug Platz unter der Verkleidung. Für eine gute Rundumsicht unter allen Witterungsbedingungen ist einiges an Vorsorge getroffen. Die Frontscheibe ist aus einer ebenen Glasplatte gefertigt während die gebogenen Seitenfenster aus Kunststoff bestehen. Für die Frontscheibe wurde bewusst das wesentlich kratzfestere Glas genommen, denn so kann der manuell betätigte Scheibenwischer keine Beschädigungen hinterlassen. Da außerdem alle Fensterflächen relativ steil angeordnet sind kann das Regenwasser leicht ablaufen und es ist immer ausreichende Sicht gewährleistet. In die Kopfhaube ist außerdem ein gut wettergeschützter Rückspiegel integriert. | |
Wohin der Drang nach Hilfsmotorisierung führt war vor der Messehalle zu sehen. An das Fahrgestell einer Leitra, von der die gesamte Verkleidung entfernt war, ist als Hilfsantrieb eine Art Rasenmähermotor angebaut worden. Wozu das Fahrzeug noch mit einer Rohloff-Schaltung ausgerüstet ist, bleibt das Geheimnis des Eigentümers, der diese Art Moped wohl nur als Schönwettergefährt einsetzt. Zumindest deutet der Anbauort des Rückspiegels darauf hin, dass eine Nutzung der Verkleidung nicht mehr vorgesehen oder möglich ist. | |
Eine ganze Reihe von Herstellern war mit ihren Scooterbikes präsent. Alle diese Räder sind mehr oder weniger ähnlich aufgebaut. Ihr Aussehen und ihr Fahrverhalten wird durch einen langen Radstand und relativ kleine Räder bestimmt. Oftmals ist das Vorderrad kleiner als 20 Zoll. Die Tretlagerhöhe ist deutlich geringer als die Sitzhöhe. Die Lenkung erfolgt direkt über einen meist verhältnismäßig langen Lenkerschaft. Zur Anpassung an die Fahrer wird der Sitz auf dem Rahmen nach hinten verschoben. Dabei ändert sich gleichzeitig auch die Sitzhöhe im richtigen Verhältnis. Der Sitzwinkel ist für ein Liegerad sehr steil, dementsprechend ähnelt die Sitzfläche eher einem sehr großen und gut gepolsterten Sattel. Da die meiste Last auf dem Hinterrad liegt, ist oftmals nur dieses gefedert, aber immer mit einem verhältnismäßig großem Federweg. Neben Velvet sind solche Scooterbikes unter anderen von Utopia und HP-Velotechnik gezeigt worden. Viele dieser Räder können zum Gepäcktransport mit einer abschließbaren Box ausgestattet werden. | |
Neben dem neu vorgestellten Spirit-Scooter, waren am Stand von HP-Velotechnik Variationen der beiden bekannten Modelle zu sehen. Die Streetmaschine kann jetzt auch mit einem Obenlenker ausgestattet werden, der einen größeren Lenkeinschlag gestattet und im Stand vor allem für Fahrer mit etwas kürzeren Beinen Kollisionen mit dem standardmäßigen Untenlenker ausschließt. Zudem sollte eine etwas geringere Sitzhöhe möglich sein. Für all diejenigen, denen die ansonsten bei den holländischen Liegerädern verbreitete Tillerlenkung nicht gefiel, kann die Speedmachine jetzt auch mit einem neuen Aerolenker ausgerüstet werden. Der Name ist eigentlich irreführend, da sich durch die sehr breit ausladenden Lenkerenden die Stirnfläche verglichen mit dem alten Modell eher vergrößert. Zumindest solange nicht mit fast vollständig gestreckten Armen gefahren wird ist nicht mit einer Verbesserung der Aerodynamik zu rechnen. | |
Die Palette der möglichen Varianten des Toxy ist von Arved Klütz in diesem Jahr um eine weitere
vergrößert worden. Der Rahmen des Toxy LT unterscheidet sich von dem des bekannten Modells durch ein
deutlich stärker gebogenes Hauptrohr. Damit verringert sich die Sitzhöhe um ca 10 cm, bei ansonsten
gleich gebliebener Geometrie. Dieser Rahmen kann mit allen vom Toxy bekannten Variationen kombiniert werden.
Neben der üblichen Auswahl zwischen verschiedenen Bremsen bis hin zu hydraulischen Scheibenbremsen und
unterschiedlichen Schaltungen einschließlich der Rohloff-Nabe sind Netz- oder Schalensitz, Oben- oder
Untenlenker mögliche Optionen. Mit dem neu hinzugekommenen Rahmenmodell ist das Toxy wahrscheinlich
zur Zeit das Liegerad mit der breitesten Variationsmöglichkeit überhaupt.
Der scheinbar am Sitz befestigte Gepäckträger ist zwar ein mögliches Anbauteil, ist aber nicht an dem ausgestellten Rad angeschraubt sondern hängt an der Präsentationswand im Hintergrund. |
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In diesem Jahr war Mikus wieder mit einer sehr breiten Palette verschiedenster Liegeradmodelle der niederländischen Firma Challenge vertreten. Die Untenlenkervariante der Hurricane hat gegenüber dem letzten Jahr keine Veränderungen erfahren. Der "Vorbau" ist fest mit der Gabel verbunden. Die beiden Lenkerhälften sind getrennt geklemmt und können einzeln verstellt werden. Insgesamt geht es sehr eng zu. Platz für ein Schutzblech bleibt keiner mehr. Bedingt durch den sehr langen Vorbau wird der maximal mögliche Lenkeinschlag durch die Breite des Lenkers bestimmt und ist eher begrenzt. Welche Auswirkungen das auf das Fahrverhalten hat, konnte auf dem Parcours leider nicht getestet werden. | |
Neu dagegen war die Ausrüstung der Hurricane mit einer Vorderradfederung, die anstelle der Starrgabel eingebaut werden kann. Das Vorderrad ist einseitig aufgehängt. Damit werden mögliche Kollisionen zwischen Zugtrum und Gabelkopf beim Einfedern mit Sicherheit ausgeschlossen. Dieses Konzept erfordert zwingend den Einsatz einer Scheiben- oder Trommelbremse am Vorderrad und es ist eine spezielle Vorderradnabe notwendig. Daraus ergeben sich eine Reihe ansonsten nur von Trikes bekannter Probleme, die beim erzwungenen Verzicht auf einen Nabendynamo ( eine mögliche Lösung dieses Problems war bei Thorax zu sehen ) anfangen und bei der Schutzblechmontage aufhören. Das Federelement selber befindet sich im Steuerrohr. Im Unterschied zu den meisten anderen ähnlichen Federungssystemen erfolgt hier die Übertragung der Lenkbewegung vom gefederten zum ungefederten Teil der Gabel nicht über entsprechend geformte Teile im Inneren, sondern über eine außen liegende Gelenkverbindung mit insgesamt 6 Lagerstellen, die allesamt im Dreckwurfbereich des Vorderrades liegen. Für mich nicht gerade eine überzeugende Lösung. Leider konnte ich aus Zeitmangel keine weiteren Details zum Aufbau und zur Wirkungsweise des verwendeten Feder- und Dämpfungssystems in Erfahrung bringen. Insgesamt erinnert mich das Gesehene sehr an eine lange bekannte Lösung, die auf den Seiten von www.wisil.recumbents.com publiziert wurde. | |
Aber nicht nur am Stand von Mikus waren Räder von Challenge zu sehen. In Halle 2 stand eine Version des Jester, die, im Unterschied zum Original, mit einem 20 Zoll anstelle 26 Zoll Hinterrad ausgestattet war. Dadurch wird die Sitzhöhe nochmal um 2 bis 3 Zentimeter niedriger und der Lehnenwinkel um ca 3,5 Grad flacher. Zu beachten ist aber, dass sich dadurch ebenfalls die Lenkgeometrie verändert. Für eine im Renneinsatz brauchbare Entfaltung sind bei einem kleinen Hinterrad deutlich größere Kettenblätter notwendig, die nicht mehr serienmäßig hergestellt werden. Mittels einer Carbonscheibe ist hier eine leichte aber steife Verbindung zwischen Kurbelstern und dem Kettenrad hergestellt worden. Die zwei Piacrylringe links und recht des Kettenblattes sind der bei Rennveranstaltungen vorgeschriebene Kettenblattschutz, der bei Stürzen das Verletzungsrisiko für die andere Rennteilnehmer senken soll. Sieht man genauer hin, erkennt man, das auch die Gabel und weitere Teile dieses Rades unter Verwendung von Carbon gebaut wurden. Auch der Lenker, der für eine sehr aerodynamische Haltung der Arme ganz eng am Körper ausgelegt ist, besteht aus Carbon. Ein zweiter Blick auf das Cockpit, der Tacho hat über 14Mm in der Anzeige, lässt dann aber den Verdacht aufkommen, das es sich bei dem ausgestellten Modell nicht um ein zum Verkauf gedachtes Serienmuster sondern eher um eine auf spezielle Wünschen zugeschnittene Rennmaschine handelt, die nur den Rahmen des Challenge Jester als Basis nutzt. Aber auch so können schließlich Begehrlichkeiten und damit Kaufinteresse geweckt werden. | |
Magura war wieder mit seiner Abteilung Industrietechnik vertreten, die hydraulische Bremsanlagen insbesondere für den Reha-Bereich vorstellte. Es wurde ein Baukastensystem für hydraulische Felgen-, Trommel- und Scheibenbremsen präsentiert. Neben verschiedensten hydraulischen Betätigungen und Bremsen für Miniroller, Modellautos und ähnlichem bildete das Modell einer Scheibenbremsanlage für Dreiräder einen besonderen Blickfang. Als Naben kommen die Vorderradnaben für 20 mm Steckachse von Magura zum Einsatz, die auf einem passenden Achsstummel sitzen. Der linke und der rechte Bremssattel sind zueinander spiegelbildlich und über ein T-Stück mit dem Bremshebel verbunden. Diese Bremsanlage kann aber ebensogut als Doppelscheibenbremse verwendet werden, wie von Ostrad an seinem Janustandem am gleichen Stand gezeigt wurde. | |
Am Stand von Jan Cordes waren wie im vergangenen Jahr neben anderen auch die Räder der Firma Noell
ausgestellt. An der Modellpalette gab es keine wesentlichen Änderungen, aber einige interessante
Detaillösungen. Das vor allem für sportliches Fahren ausgelegte Dreirad D3m mit einer Sitzhöhe
von nur 20cm ist an den Vorderrädern mit zwei Magura Scheibenbremsen ausgestattet. Allerdings wird nicht
der oben vorgestellte speziell von Magura für Dreiräder entwickelte spiegelbildliche Bremssattel
verwendet. Vielmehr sind die Befestigungen für die Bremssättel auf beiden Seiten unterschiedlich
gestaltet, so dass auf beiden Seiten die gleiche Standardversion zum Einsatz kommt. Beim genauen Betrachten
dieser Detailaufnahme wird deutlich, dass die Bremsleitung auf der linken Seite oben und auf der rechten Seite
unten vom jeweiligen Bremszylinder abgeht. Neben den Rädern waren zusätzlich noch zwei weitere interessante Detaillösungen zu sehen . |
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Die Betätigung von Drehgriffschaltern ist an einem Untenlenker oftmals nicht ganz einfach, da andere Finger als eigentlich vorgesehen benutzt werden müssen. Erfordert der Schaltvorgang dazu noch größere Kräfte, sei es auf Grund ungünstiger Zugverlegung, sei es beim Schalten unter Last, oder wird der Schaltgriff durch Nässe zusätzlich rutschig, kann ein sicheres Schalten schnell unmöglich werden. Nicht nur für solche Einsatzfälle gibt es nun für die Rohloffschaltung einen Schaltgriff, bei dem der gesamte Griff zum Schalten gedreht wird und nicht nur ein mehr oder weniger großer Teil davon. | |
Für alle diejenigen, die entweder noch das letzte Quäntchen an Aerodynamik aus ihrer nur teilverkleideten Rennmaschine herauskitzeln wollen oder die im Winter nur einfach etwas gegen kalte Füße auf ihrem Alltagsliegerad machen und dabei auch noch elegant das Problem der nach vorne wirkenden Pedalrückstrahler lösen wollen, gibt es jetzt diese aerodynamisch geformten Pedalverkleidungen. Diese sind einfach anstelle des ursprünglichen Metallbügels an die Pedale geschraubt. Gezeigt wurden sie auf der Messe noch mit dem alte Shimano Modell PD-M323. Sie sollten aber prinzipiell auch mit dem Nachfolgemodell PD-M324 kompatibel sein. | |
Thorax präsentierte diese Jahr wieder seine beiden Dreiradmodelle. Das ungefederte Sinus und das vollgefederte Tangens. Bei letzterem gab es im Vergleich zum vergangenen Jahr einige wesentliche Änderungen. So wurde die mit einer zusätzlichen Abstützung versehene hintere einseitige durch einen zweiseitige Schwinge ersetzt, so dass hier keine Spezialteile mehr verbaut werden müssen. An der zweifachen Umlenkung des ziehenden Kettenstrangs wurde nichts verändert. Um sowohl eine günstige Radausweichrichtung und damit komfortable Federungseigenschaften als auch eine weitestgehende Entkopplung von Federung und Antrieb zu erhalten wurde dieser Kompromiss gewählt und etwas höhere Verluste bei der Kraftübertragung von den Pedalen zum Hinterrad bewusst in Kauf genommen. Durch etwas größere Umlenkrollen könnte noch ein wenig am Wirkungsgrad verbessert werden. Die Verwendung einer normalen Schwinge eröffnet eine sehr interessante Möglichkeit die Dynamofrage auch beim Dreirad auf dem Stand der Technik zu lösen. Durch entsprechende Modifikationen am rechten Seitenflansch konnte hier ein SON-Nabendynamo im Hinterrad eingebaut werden bei gleichzeitiger Kompatibilität mit einer Scheibenbremse. Die Stromzuführung erfolgt durch die Achse, auf die ein spezieller Stecker aufgesteckt werden kann. Dieser SON fürs Hinterrad ist eine eigene Entwicklung von Thorax, die nicht von Schmidt gebaut wird, so jedenfalls die Information von dessen Messestand. | |
Passend zum SON-Nabendynamo zeigte Thorax auch gleich einen Lichtschalter zur Montage am Lenker, der neben der trivialen Funktion des Schalters auch gleich noch als Tachohalter für Sigma-Tachos dient. Das eigentlich geniale ist, dass die Impulse für die Geschwindigkeitsmessung nicht wie gewohnt über ein extra Kabel von einem Speichensensor gewonnen werden. Stattdessen wird die Frequenz der Dynamospannung, die proportional zur Fahrgeschwindigkeit ist, benutzt, um daraus die Impulse für den Tacho zu gewinnen. Es versteht sich von selbst, dass dafür im Unterschied zu den Funksensoren keine extra Batterie benötigt wird. Eine mögliche Weiterentwicklung wäre noch die Integration einer vom Dynamo mitgespeisten Tachobeleuchtung. | |
Auch die Vorderadaufhängung des Tangens ist ebenso aufwändig gestaltet um optimale Federungs- und Lenkeigenschaften zu erhalten. Dabei wurde auf bewährte Detaillösungen aus dem PKW-Bau zurückgegriffen die entsprechend für ein muskelkraftgetriebenes Fahrzeug modifiziert wurden. Die Lenkhebel werden nur nach vorne bzw hinten bewegt, so dass es auch bei großen Lenkeinschlägen zu keiner Berührung mit Teilen des Sitzes oder den Beinen des Fahrers kommen kann. Die breiten und weit nach vorne reichenden Schutzbleche sind mit drei soliden Streben befestigt. Durch ein entsprechend geformtes Stück Isomatte an der Innenseite könnte man sie zu einer Art Radkasten schließen und so den Spritzschutz für den Fahrer weiter verbessern. Die insgesamt sehr aufwändigen Lösungen, die das Tangens zu dem wohl zur Zeit ausgereiftesten unverkleideten Dreirad auf dieser Spezialradmesse machen, schlagen sich allerdings auch im Preis wieder. | |
Erstmalig in Germersheim vertreten war die Firma AZUB aus der Tschechischen Republik. Sie stellte einen klassischen Kurzlieger vor. Das Rad ist mit einer Federgabel ausgestattet, die das 20 Zoll Vorderrad aufnimmt. Das größere 26 Zoll Hinterrad ist in einer Eingelenkschwinge montiert. Das bis über das Hinterrad verlängert Rahmenrohr trägt sowohl den Schalensitz als auch den Gepäckträger. Mit seiner Geometrie erinnert es damit stark an solche Klassiker wie die Hornet oder die Streetmaschine, allerdings soll dieses Rad ab Hersteller zu einem deutlich niedrigeren Preis als seine Vorbilder zu erhalten sein. Unter den Messebesuchern gab es ob der verwendeten, im Vergleich zu den Kurzliegern anderer Hersteller sehr geringen Rohrdurchnmesser eine kontroverse Diskussion über die Belastbarkeit und Haltbarkeit des Rahmens. Für die kleinen Rohrquerschnitte spricht die Tatsache, das Greenspeed für seine Dreiräder mit Erfolg ähnliche Rohre aus Stahl verwendet. | |
Für die kleinen aber schon aktiven Mitfahrer ist dieses Trailerbike mit zwei Hinterrädern gedacht, das wie ein Kinderanhänger an das ziehende Fahrrad angekoppelt wird. Der Schalensitz ist mit einem Hosenträgergurt ausgestattet, so dass der Filius auch mal gefahrlos während der Fahrt ein Nickerchen machen kann, wenn er genug vom Mitstrampeln hat. Die von den einrädigen Trailerbikes und vom Velo-Lifter bekannten Stabilitäts- und Gleichgewichtsprobleme können hier erst gar nicht auftreten. Gezeigt wurde dieser "Trets" genannte Nachläufer am Stand von Haase Spezialräder. | |
Speziell für die kleinen Liegeradanfänger, die nicht mehr nur hinter den tollen Rädern ihrer Eltern hinterher gezogen werden wollen, ist dieses Dreirad von Optima entwickelt worden. Schon der Name Gimmick verspricht viel Fahrspaß. Durch die geneigte Lenkachse legt sich der Sitz beim Kurven fahren in die Kurve. Der Neigungswinkel ergibt sich dabei, unabhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit, aus dem Lenkeinschlag. Die Abhängigkeit des Neigungswinkels vom Kurvenradius ist durch den Winkel der Lenkachse konstruktiv vorgeben. Dennoch bewirkt diese einfache Lösung, die schon Werner Stiffel für seine Forelle benutzte, eine deutlich Erhöhung der Fahrstabilität und verringert das Risiko, dass das Fahrzeug leicht zur Kurvenaußenseite kippt, auch wenn heckgelenkte Fahrzeuge im Grenzbereich deutlich zum übersteuern neigen. Zudem ist der realisierte Entfaltungsbereich nicht auf sehr große und damit kippgefährdete Geschwindigkeiten ausgelegt. Typisch für holländische Fahrräder gibt es nur eine Bremse, hier als Rücktrittbremse. Diese Lösung ergibt ein sehr aufgeräumtes Äußeres und ermöglicht eine einfache Teilbarkeit. Durch den sehr großen Verstellbereich kann das Gimmick über viele Jahre mit seinem Fahrer mitwachsen. | |
In der Palette der vorgestellten Fahrradvarianten fand sich für fast jedes Mobiltätsbedürfnis eine Lösung. Wer nicht nach Geschwindigkeitsrekorden trachtet, ein Fahrzeug für den harten Alltageinsatz oder die lange Radreise mit viel Gepäck sucht oder ein wetterfestes Velomobil benötigt, sondern einfach nur bei schönem Wetter zu einer gemütliche Runde neben seiner besseren Hälfte zu Kaffee und Kuchen aufbrechen will, dem sagt vielleicht dieses Plaisir genannte Nebeneinandem zu. Für eine Urlaubstour auf den meisten deutschen Radfern- und Wanderwegen ist das Rad nicht nur auf Grund seiner Breite und seines Gewichtes ungeeignet, denn beides lässt jede Engstelle schnell zu einem unüberwindlichen Hindernis werden. Ob die großen Laufräder auch der Belastung mit viel Urlaubsgepäck lange standhalten ist eine weitere Frage. | |
Auf der Messe wurden aber nicht nur die verschiedensten Varianten von Liegerädern ausgestellt, auch andere Spezialräder wurden gezeigt. Zum Beispiel verschiedene Typen von Falt- und Zerlegerädern, die so problemlos auf Reisen mitgenommen werden können. Am Stand von BERNDS war das wohl bekannte Faltrad mit einer zusätzlichen BTC-Kupplung ( Bicycle-Torque-Coupling ) von SandS im Rahmen zu sehen. Durch diese einfach zu lösende Verbindung kann der Rahmen nochmals geteilt werden und es lässt sich ein noch kleineres Faltmaß für den Transport erzielen. Durch die Lowrider an der Vorderradgabel lässt sich auch kleines Tourengepäck problemlos mitnehmen. Auch beim Tandem werden die SandS Rohrkupplungen verwendet. Auf diese Weise lässt es sich zu einem kleinen Paket zerlegen, welches dank der kleineren Räder deutlich kompakter sein dürfte als die zwei Koffer, in die das zerlegbare Tandem von Santana verpackt wird, das letztes Jahr schon auf der Spezi gezeigt wurde. Leider war kein zerlegtes Tandem am Stand von Bernds zu sehen. Sowohl das Solorad als auch das Tandem sind mit einer Rohloff-Nabe und Scheibenbremse am Vorderrad ausgerüstet, das Tandem zusätzlich noch mit einer Scheibenbremse am Hinterrad. | |
Das Conferenzbike von VeloSaliko war die Attraktion vor den Messehallen und war an beiden Tagen nahezu ununterbrochen in Bewegung. Es stellt eine Weiterentwicklung des Oktopus dar, allerdings finden nicht acht sondern nur sieben Mitfahren auf ihm Platz, die alle im Kreis um eine Art kleinen Tisch sitzen. Die Entwickler, hinter dem Kürzel Saliko verbergen sich Til Sauerwein, Frank Lienhard und Ingo Kollibay, haben großen Wert darauf gelegt nicht nur ein vom äußeren Design sehr gelungenes Fahrzeug zu entwerfen, sondern auch die ganzen Kinderkrankheiten und Schwächen des Vorbildes, seine hohe Defektanfälligkeit zu beseitigen. Der Einsatz dieses Prototypen auf der Spezi hat gezeigt, das dies im vollen Maße gelungen ist. In der Werkstatt in Hannover sind aber schon weitere Ideen zur Verbesserung umgesetzt worden, wie ich bei einem Besuch Anfang März sehen konnte. | |
Auch vor der Messehalle gab es eine ganze Reihe von interessanten Fahrzeugen zu sehen, die von den angereisten Besuchern mitgebracht wurden. Eines der vom Baumaterial wohl am ausgefallensten Fahrzeuge war dieses nach dem Vorbild des Janustandems von Flevobike von Axel Ewen aus Holz gebaute Tandem. Neben den verwendeten Fahrradkomponenten sind nur wenige hoch beanspruchte Teile aus Stahl, z.B die Tretlagerausleger und Teile der Radaufhängungen. Die große ovale Öffnung zwischen den beiden Sitzen ergibt ein ideales Transportfach für das Reisegepäck. An einigen Punkten weicht das Rad aber wesentlich von seinem Vorbild ab. So wurde auf den getrennten Antrieb der beiden Räder und den teilbaren Rahmen verzichtete und statt dessen eine Federung des Vorderrades vorgesehen. Ein besonders interessantes Detail ist dabei die Vorderradgabel. Die eigentlichen "Federn" sind die beiden gebogenen hölzernen Gabelscheiden. Die Dämpfung erfolgt ausschließlich über Reibung in den als größere Platten ausgebildeten Gelenken oberhalb des Vorderrades. Ob die beiden dünnen Streben, an denen die Magurabremse befestigt ist, in der Lage sind die Kräfte aufzunehmen, die bei einer Vollbremsung des mit zwei Personen und Tourengepäck beladen Fahrzeuges an dieser Stelle entstehen, bedarf sicherlich noch einer Prüfung. Da auf den Vorderradantrieb verzichtet wurde, war es notwendig die Antriebskräfte beider Fahrer über ein Zwischengetriebe auf das Hinterrad zu übertragen. Durch die gekreuzte Kette ist gleichzeitig sichergestellt, das auch der Stoker in der gewohnten Art und Weise pedalieren kann. Gleichzeitig kann durch das Zwischengetriebe die gegenüber dem Original kleinere Radgröße ( 20 Zoll anstelle 26 Zoll ) ausgeglichen werden, ohne das überdimensional große Kettenblätter notwendig wären um einen für ein Tandem annehmbaren Entfaltungsbereich zu realisieren. Bei dieser Art der Kraftübertragung ist im Unterschied zum Vorbild auch eine Hinterradfederung mit großem Federweg möglich. Insgesamt scheint mir allerdings, dass das Hauptziel des Erbauers vor allem darin lag, zu zeigen welche Möglichkeiten auch in dem Baustoff Holz liegen - und dies ist ihm sicherlich gelungen. |
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