Wie jedes Jahr fand auch die 12. Spezialradmesse am
letzten Wochenende im April in Germersheim statt, mittlerweilen ein
fester Termin für alle Interessierten. Neben sehr viel
Bekanntem gab es auch dieses Jahr wieder einige interessante
Neuigkeiten sowohl in als auch vor den Messehallen zu sehen. Was mir
besonderst interessant erschien, ist im folgenden mit einigen
Bildern und kurzen Anmerkungen gezeigt. Wie auf den anderen Seiten können die Bilder durch anklicken vergrößert werden. Aber Vorsicht es sind dann jeweils gleich bis zu 1MB oder mehr, die geladen werden. |
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Eine der für mich interessantesten Neuigkeiten war der
vollständig überarbeitete Rahmen des Kettwieseltrikes der
Firma Hase. Der Rahmen besteht nun vollständig aus Aluminium
und soll dadurch ein wenig leichter geworden sein. Das eine
Verbindungsrohr zwischen den beiden Hälften der Hinterachse
wurde eingespart, um dadurch mehr Freiraum für den Einbau
einer Nabenschaltung zu haben. Durch den neugestalteten Sitz und die gänzlich veränderte Sitzbefestigung kann die Neigung des Sitzes jetzt einfacher verändert werden. Eine ganze Reihe kleinerer Details wurden ebenfalls verbessert. So sind nun hinten am oberen Sitzrohr zwei kleine Bügel angeschweist, die die einfache Befestigung einer Ortliebtasche ermöglichen. |
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Der Sturz der Hinterräder ist kleiner als bei dem alten
Stahlrahmen. Um die Spur einzustellen, muß nun nicht mehr die
Aufnahme des Mitlaufrades im Rahmen entsprechen verdreht werden um
damit den richtigen Winkel der Radachse festzulegen. Stattdessen
kann der Rahmen mit zwei Spannschrauben exakt ausgerichtet
werden. Dabei wird er allerdings auch mehr oder weniger stark
vorgespannt. Inwieweit das die Betriebsfestigkeit negativ
beeinflusst sei dahingestellt. Diese Veräderungen kommen vorallem dem Einbau des Differential zu Gute. Es kann nun serienmäßig eingebaut werden ohne das der Rahmen vorher speziell für die vorgesehene Längeneinstellung ausgerichtet werden muß. Dies kann nun alles individuell erfolgen. Die Einbauverhä:ltnisse für die Gleichlaufgelenkwelle zum Antrieb des linken Hinterrades sind nun auch etwas günstiger. Es treten nun mehr so extreme Winkelstellungen auf. |
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Auch die Übertragung der Kraft vom Lenker auf die Vorderradgabel wurde neu gestaltet. Die Hebelverhältnisse an der Gabel sind nun günstiger. Die Spurstange liegt zudem dichter am Rahmen. Die notwendige Längenanpassung erfolgt durch zwei ineinander gleitende Rohre, die über eine Klemmverbindung fixiert werden. Anstelle der bisher verwendeten zwei Gleitbuchsen, die relativ schnell verschleißen und zu einem spürbares Spiel in der Lenkung führten, ist ein Standard-Kugelgelenk getreten. | |
Um den Messebesuchern die Belastbarkeit der Kettwiesel zu demonstrieren fand am Sonnabendnachmittag vor der Messehalle eins eine Schauvorführung statt. Der Testfahrer von Hase-Bikes zeigte Sprünge von einer Rampe zur anderen. Dabei wurden Höhe und Weite immer weiter gesteigert. Zudem sollte damit auch demonstriert werden, dass das Kettwiesel ein sehr sportliches Rad ist, das ebenso abseits befestigter Wege eingesetzt werden kann. Gerade dazu sind unsere eigenen Erfahrungen mit dem Tandem eher zwiespältig. | |
Es hat sehr lange gedauert, bis Flevo-Bike das vor vielen Jahren entwickelte Konzept eine Kurzliegers mit vollständig gekappseltem Antrieb bis zur Serienreife gebracht hat. Schon auf dem 3. Velomobilseminar 1998 in Roskilde wurde dieses Konzept von Clemens Bucher vorgestellt, der es in mehreren selbstgebauten Rädern auch umgesetzt hat. Als Schaltung verwendete er zuerst eine 3x7 von Sachs, später dann eine Rohloffschaltnabe. Letztere wird wird auch in der GreenMachine benutzt. Die einzelnen Rahmenteile sind aus Aluminium gefräst. Neben der Standardvariante mit Obenlenker war auch ein Modell mit Untenlenker ausgestellt, das mir perönlich mehr zusagt. | |
Auch am Stand von HP-Velotechnik gab es einige Neuigkeiten zu entdecken. So wird der BodyLink Sitz jetzt auch für die anderen Modelle angeboten, wie hier für die Speedmachine. Von dieser gibt es seit einiger Zeit schon auch eine Variante mit Untenlenker, die hier ausgestellt ausgestellt ist. | |
Neben vielem Bekanntem zeigte ZOX in diesem Jahr eine neue
Variante seines Tandems. Nachdem der S-Frame einer ganzen Reihe
Modellen den Namen gegeben hat, ist nun auch der Rahmen des Duo
s-förmig gebogen. Dadurch verringert sich die Sitzhöhe des
Captain bei der Ausführung mit 2o Zoll Hinterrad um über 20 cm,
während die Höhe des Tretlagers fast unverändert bleibt. Für den
Stoker ändert sich allerdings an der Sitzgeometrie nicht
allzuviel, da sowohl Tretlager als auch Sitz etwa in gleichem Maße
niedriger sind, als bei der alten Version mit geradem
Rahmenrohr. Die Verhältnisse sind durch den in diesem Bereich
nun fast waagerechten Rahmen eher noch ungünstiger. Die
Verwendung eines größeren 26 Zoll Hinterrades
verschlechtert diese Situation noch mehr. Lediglich die
Möglichkeiten zur Gepäckmitnahme werden dadurch etwas
günstiger. Wir nutzten das Angebot und unternahmen eine etwas längere Probefahrt auf den Straßen von Germersheim. Dabei konnten wir uns von den Möglichkeiten die dieses Rad zum flotten Fahren bietet überzeugen. Vorallem durch die geringere Sitzhöhe des Captain war das Tandem wesentlich einfacher beim Anfahren und Anhalten zu händeln. Allerdings konnten wir auch die gleichen Schwachpunkte wie beim ZOX-Duo feststellen. Der Rahmen ist zuwenig torsionssteif, so dass man jede Bewegung des Stokers mit Verzögerung in der Lenkung spührt. Dies wird wohl auch noch durch die für ein Tandem nicht optimale Lenkgeometrie verstärkt. Einen Elchtest würde ich auch mit diesem ZOX-Tandem nicht fahren wollen. Der S-Frame bietet aber eine sehr interessante Möglichkeit. Aus zwei Rahmenhälften läst sich ein Back2back-Tandem bauen, mit für Captain und Stoker analoger Sitzhaltung. Durch eine weitere Rohrverbindung der beiden symmetrischenRahmenhälften ließe sich zudem die Steifugkeit des Rahmens weiter erhöhen. Zwischen beiden Sitzen ist zudem mehr Platz für Gepäck, die Unterbringung von vier Ortliebtaschen sollte durchaus möglich sein. Auf den hier gezeigten Vorschlag, den ich ZOX kurz nach Germersheim per eMail unterbreitet hatte, erfolgte leider bisher keinerlei Reaktion. |
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Von dem im letzten Jahr vorgestellten SON-SX für einseitige Radaufhängung war in diesem Jahr die speziell für das Scorpion Dreirad von HP-Velotechnik ausgelegte Version zu sehen. Sie erlaubt einen einfacheren Ausbau des Rades. Der Elektroanschluß erfolgt über eines zweipoligen Steckverbinder, der wesentlich einfacher zu handhaben ist als die zwei Flachstecker des Standard-SON. | |
Immer mehr Firmen versuchen sich an Dreirädern. Dabei stehen sportliche Fahrzeuge immer mehr im Mittelpunkt. Auch das Concept-Trike von Challenge gehört in diese Kategorie. Mit nur 26 cm Sitzhöhe ist es vorallen Dingen ein Sportgerät. Mit den optionalen Schutzblechen und einer kleinen Gepäcktasche wird versucht auch sportlich orientierte Alltagsfahrer anzusprechen. Als Besonderheit ist die Bauart des Lenkers anzusehen, dessen beide Hälften direkt auf den durch die Spurstange verbundenen Achsschenkeln sitzen. | |
Aber auch an seinem alten Klassiker, dem Hurrican hat Challenge wieder einige Verbesserungen vorgenommen. Hier viel mir vorallem die neue Ausführung des Untenlenkers auf, der nun indirekt auf die Gabel wirkt. Dadurch entfällt die sehr globige direkte Verbindung des Lenkers mit der Gabel. Das zusätzlicher Lenkungslager befindet sich direkt unter dem Sitz. Auch hier ist der Lenker wieder dreigeteilt, so dass ausreichende Möglichkeiten der individuellen Anpassung vorhanden sind. | |
Das es noch sparsamer beim Bau der Trikes geht zeigt Catrike an seinem Sportdreirad. Hier sind die Rohre des Spannsitzes fest in die tragende Rahmenkonstruktion integriert, ähnlich der Rennversion des Greenspeed-Trikes slr. Ob dessen Sitzhöhe allerdings noch unterboten wird, ist mir nicht bekannt. Die Art der Lenkung ist die gleiche, die auch Challenge an seinem Trike verwendet. Ob sich das Tieferlegen und die sparsame Konstruktion in mehr Geschwindigkeit im Rennen umsetzten lässt, sei dahingestellt. Das Trikerennen vor der Halle wurde auch in diesem Jahr von den Kettwieseln dominiert. | |
Ein wichtiger Bestandteil der Spezi ist jedes Jahr auch der Platz vor der Halle 1. Neben einer Unzahl privater Räder, Eigenbauten und kommerzielle Produkte, mit denen die Besucher angereist sind und die immer auch einen Mittelpunkt von Erfahrungsaustausch und angeregten Debatten bilden, sind auch manche Kuriositäten zu bestaunen. Dieses Ride-Bike, bei dem das azentrisch eingespeichte Hinterrad zugleich Kurbelantrieb ist, überzeugt durch das absolute Minimum an beweglichen Teilen. Allein durch geschickte Gewichtverlagerung wird es angetrieben. Der Bewegungsablauf sieht so ähnlich aus wie der auf einem Aqua-Skipper. |
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