Um neun Uhr stand unser Gefährt, ein Kettwieseltandem mit Anhänger, fertig beladen und bereit zur Abfahrt vor der Haustür, auf sieben Rädern und fast 5 Meter lang. Ein kleiner ,,Road-Train``, der uns quer durch Skandinavien bis zum Nordkap bringen soll. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir in Berlin abgefahren, gespannt darauf, was uns in den nächsten 5 Wochen erwarten wird.
Schon der Beginn der ersten Zugfahrt wurde uns durch die Gedankenlosigkeit, oder war es Rücksichtslosigkeit, des Zugpersonals unnütz erschwert. Beim Einladen der Räder schlossen sich schon die Zugtüren, das zweite Kettwiesel wurde so ersteinmal eingeklemmt, bevor die Tür sich wieder von alleine öffnete. Das weitere Verladen des Anhängers und des restlichen Gepäcks war nur mit permanenter Betätigung des Türöffnen-Knopfes möglich. Der Lokführer, der aus seinem Fenster des Steuerwagens, in dem sich auch das Fahrradabteil befand, direkt neben uns das Schauspiel beobachtete erklärte nur, er könne da nichts machen dafür sei der Zugbegleiter zuständig. Dieser, bei der Fahrkartenkontrolle darauf angesprochen, meinte, er habe nicht sehen können, dass wir noch nicht fertig waren mit dem Einladen, und empfand diesen Umstand als ganz normal.
Kiel empfing uns nach 4 stündiger Bahnfahrt mit strömenden Regen, dafür aber ohne die Spur einer Bahnsteigüberdachung - so wurden wir beim Aussteigen aus dem Zug zum ersten Mal auf unserer Reise richtig nass und hätten bei der Flucht in die schon fertige, neue Bahnhofshalle, beinahe die Frontroller mit allen Reiseunterlagen und Papieren auf dem Bahnsteig vergessen. Die sich anschließende Rundfahrt durch die sonntägliche, auf Grund des mal schwächeren, mal stärkeren Regens fast menschenleere Innenstadt und einen Teil des Hafens hinterließ einen etwas trostlosen Eindruck, der wohl vorallem dem Wetter geschuldet war. Im Hafen lag dicht neben dem Schifffahrtsmuseum ein holländischer Zweimaster, der Dänemark mit vielen längeren Zwischenstationen umfahren hatte und nun auf der Heimreise war.
Der nicht nachlassende Regen trieb uns schließlich zum Fähranleger, wo wir unter dem Dach des Schalterhäuschens im halbwegs Trockenen auf den Beginn des Eincheckens warten konnten, gemeinsam mit einer Gruppe holländischer Motorradfahrer, die am Beginn einer Skandinavien Rundfahrt standen. Zusammen mit den Motorrädern ging es dann auch über eine Seitenrampe in den Bauch des riesigen Fährschiffes. Für Fahrräder gab es keinen speziellen Stellplatz, nur die Möglichkeit sie am Rand an einem Geländer anzubinden. Wir parkten unseren langen Zug einfach neben den Motorrädern und sichert ihn, indem wir die Räder der einen Seite mit Pedalriemen an den Ösen für die Spanngurte festbanden. Der Abstand dieser Ösen im Boden entsprach dem Radstand der Kettwiesel. Nach dem alles fest verzurrt war konnten wir getrost unsere Kabine aufsuchen, nur mit etwas Handgepäck, alles andere blieb auf dem Anhänger.
Peter Schaefer 2006-02-18