Mo. 25.9. Montefioralle und Lamole

31,2km, 840Hm
Nach einem etwas spartanischem, aber dennoch sättigendem Frühstück, den letzten aus Berlin mitgebrachten Hasenbroten, wollten wir nicht zu spät zu unserer ersten Rundfahrt durch die Umgebung von Panzano aufbrechen. Zuvor hatten wir noch zu Fuß erkundet, ob es einen kurzen aber mit dem Rad befahrbaren Weg von le Cetina zum Ortskern von San Martino gibt. Der von unserer Wirtin beschriebene Weg führt aber so steil bergauf, dass selbst zwei Mountainbiker ihre Räder nach oben schoben. Für uns wird es wesentlich einfacher und auch schneller sein, erst nach Panzano zu fahren und von dort die Straße zu benutzen. Auf dem Rückweg von diesem kurzen Abstechers kam uns eine kleine Wandertruppe entgegen, die uns freudig und lautstark grüßten. Es waren die Amerikaner, die uns gestern Abend im Restaurant schon angesprochen hatten und die nun zu Fuß in Richtung San Martino unterwegs waren. Als wir dann endlich aufbrechen wollten, stellten wir nach wenigen Metern fest, dass uns der zweite Plattfuß dieser Reise ereilt hatte. Eine Hinterlassenschaft des Münchner Oktoberfestes hatte langsam den einen Mantel durchbohrt. Damit verzögerte sich unsere Abfahrt noch um eine weitere halbe Stunde.
Bild 1.11: In Montefioralle
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Unser erstes Ziel war der kleine Ort Montefioralle, dicht bei Greve. Er liegt auf einer Bergkuppe und ist eng um das Kastell gleichen Namens an die Berghänge gebaut. Die Straße, die außen an den Häuser des Ortes vorbeiführt, ist so schmal, dass immer nur eine Richtung benutzt werden kann, geregelt von einer Ampel, die im Fünfminutentakt umschaltet. Alle Häuser stehen an der einzigen schmalen Gasse, die die Burg und die Kirche umrundet und deren Benutzung nur autorisierten Fahrzeugen gestattet ist. An keiner Stelle passen zwei Autos aneinander vorbei. In gut einer Viertelstunde hatten wir, Schrittgeschwindigkeit auf holperndem Kopfsteinpflaster fahrend, diese Runde beendet. Jeder Blick durch einen Torbogen zeigte hinter einer kleinen Terrasse oder einem kleinen Garten, die Hügel der toskanischen Landschaft. Die Kirche San Stefano mit ihren wertvolle Malereien hat leider nur zu den Gottesdiensten geöffnet und war daher jetzt um die Mittagszeit verschlossen. Aber auch ohne Besichtigung des Kircheninneren war der

Bild 1.12: Wohnen in Montefioralle
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Besuch des kleinen Ortes die Anfahrt wert. Wieder auf dem kleinen Parkplatz angekommen, nutzen wir eine, im Schutz der großen Bäume stehende Bank für eine kleine Picknickpause. Der Regen, der den ganzen Vormittag nur ganz leicht vor sich hin genieselt hatte, war nun doch stärker geworden.

Die Abfahrt nach Greve war steil, schnell und kurz. Durch die engen Kurven konnte man das Rad nicht wirklich rollen lassen, die ganze mühsam beim Bergauffahren geleistet Arbeit verpuffte in den Bremsen. Im Ort angekommen, kehrten wir in der gleichen Pizzeria ein, an der wir gestern schon Halt gemacht hatten. Auch heute war es sehr voll und wir fanden nur mit Mühe einen Platz unter einem der jetzt als Regenschutz dienenden Sonnenschirme auf der Terrasse. Und wer saß am Nebentisch, die wandernden Amerikaner. Sie hatten den von uns verschmähten kurzen Weg von San Martino nach Montefioralle genommen. Erneut wurden wir mit lautem Hallo begrüßt. Davon ließen wir uns aber nicht weiter beeindrucken. Das wieder sehr schmackhafte und reichliche Pastagericht entschädigte nicht nur für die Enge unter den Schirmen, sondern stimmte uns auch versöhnlich gegenüber unseren recht lauten Tischnachbarn.

Bevor wir den Ort Richtung Lamole verließen, steuerten wir das eigentliche Stadtzentrum mit seiner großen Piazza an. Hier reihten sich mehrere Pizzerien und Cafés aneinander, keine davon aber so voll, wie die ,,Cantina``, obwohl diese ein klein wenig abseits liegt.

Bild 1.13: Die Straße nach Lamole
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Unser zweites Tagesziel, der kleine Ort Lamole, befindet sich am Westhang des Monte San Michele, der höchsten Erhebung der Monti del Chianti. Von hier aus bietet sich an mehreren Stellen ein beeindruckender Blick über die Hügel des Chianti Gebietes zwischen Greve und Panzano. Schon vorher, von der kurvenreichen Strecke aus öffneten sich immer wieder aufs neue andere Panoramaaussichten über das obere Val de Greve. Leider ließen sich diese Eindrücke nicht richtig im Fotos festhalten, der Himmel war meist grau und wolkenverhangen. Die feuchte Luft hing über allem mit einem milchig grauen Dunst.

Kurz hinter Lamole endete dann plötzlich das Asphaltband, auf dem wir bisher gut vorangekommen sind und es ging auf einer Schotterpiste immer weiter aufwärts. Nach der Kompass-Karte, auf deren Grundlage wir unsere Touren geplant hatten, sollte dies nach etwa 2km an einer Kreuzung zu Ende sein. An diesem Punkt standen auch zwei blaue Straßenwegweiser, einer zeigte nach die Richtung Greve, der andere die Richtung Siena an. Die Straße, die wir erreicht hatten, war aber wieder eine Schotterpiste, nur ein wenig öfter befahren.

Bild 1.14: Toskanische Hausschwein mit seinen Ferkeln
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Vorbei an einem einzelnen Gehöft, führte die Straße immer noch leicht aufwärts. Am Straßenrand wurden in mehreren abgezäunten Gehegen Schweine gehalten, eine besondere toskanische Rasse, dunkel mit einem hellen Kragen, immer eine Muttersau mit ihren Ferkeln. Hier mussten wir einen kurzen Stopp einlegen, auch damit Edda mit einigen unserer Müsliriegeln zum Wohlergehen dieser Tiere beitragen konnte. Mit lautem Schmatzen und Grunzen wurde diese Leckerei verspeist. Etwas später passierten wir den höchsten Punkt unserer heutigen Runde, laut Karte 665m. Von nun an ging es bis Panzano fast nur noch abwärts, Schwerstarbeit für die Bremsen, den der Straßenbelag und das zum Teil heftige Gefälle ließ es nicht zu mit unserem Gefährt einfach nur zu rollen. Zum Glück waren wir aber schnell genug, um die zwei großen Hunde, die bei unserer Vorbeifahrt an einem Gehöft plötzlich unter dem Tor hindurch geschossen kamen und uns mit lautem Gebell verfolgten, nach kurzer Zeit hinter uns zu lassen. Unser ungewohnter Anblick mag sie dazu veranlasst haben. Fraglich bleibt, ob sie auf Wanderer friedlicher reagieren.

Als letztes Ziel, bevor wir nach Cecione heimkehrten, steuerten wir noch den Coop in Panzano an, nach dessen Lage und Öffnungszeiten wir uns gestern Abend erkundigt hatten.

schaefer 2007-10-07