Di. 26.9. Castellina und Radda

47,5km; 1020Hm
Für die heutige Rundfahrt hatten wir uns zwei der bekanntesten Städtchen im Chianti, Castellina und Radda zum Ziel genommen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit vielen leckeren Zutaten wollten wir nicht zu spät aufbrechen. Daran wurden wir jedoch durch eine weitere Hinterlassenschaft der Münchener Oktoberfeststimmung gehindert. Der inzwischen geflickte und wieder eingebaute Schlauch hatte noch ein drittes und viertes jeweils nur ganz kleines Loch abbekommen.
Bild 1.15: Blick auf Castellina
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Ein typischer Schleicher, der einen erneuten Schlauchwechsel notwendig machte. Nachdem auch dies erledigt war, konnte es endlich losgehen.

Am Ortsausgang von Panzano erreichten wir die Via Chiantia, die von Florenz nach Siena führt. In zügiger Fahrt ging es ins Val de Pessa. Die Regenhosen, die wir uns beim Aufbruch übergezogen hatten, störten erst beim anschließenden Anstieg nach Castellina. Kurz zuvor waren wir einer Gruppe Radfahrer begegnet, die ihre Regenausrüstung gerade verstauten. Es dauerte gar nicht lange und wir folgten ihrem Beispiel, denn von nun an hieß es für uns auf den nächsten Kilometern gleichmäßig aber langsam aufwärts kurbeln, bis zu unserem ersten Tageziel Castellina. Unterwegs beobachteten wir auf einem kleinen Parkplatz einen Handbiker, der gerade zusammen mit seiner Begleiterin die Räder, ein Handbike und ein Mountainbike, aus dem Auto lud und startklar machte.

Bild 1.16: In Castellina
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Castellina liegt auf einem Bergrücken und bietet mit seiner Silhouette schon von weitem einen imposanten Anblick. Wir durchquerten den Ort von Nord nach Süd entlang der, den Fußgängern vorbehaltenen Touristenhauptstraße, der Via Ferruccio. Hier wechseln sich kleine Delikatessen- und Weingeschäfte mit Läden für Olivenöl aus der Region ab. Dazwischen immer wieder die Stände der Souvenirverkäufer. In der Touristeninformation kauften wir uns eine sehr detaillierte Karte der Region. Ein Stückchen weiter versorgten wir uns bei einem Metzger mit einem Stück leckerer Wurst fürs Abendbrot.

Für unsere Picknickpause wählten wir eine Bank an einem kleinen Platz, direkt neben dem Sockel eines demontierten Denkmals. Wie wir dann feststellten, saßen wir unmittelbar neben den Carabinieri. Davon ließen wir uns nicht weiter beeindrucken.

Auf unserer weiteren Runde durch Castellina kamen wir etwas abseits der Touristenpfade auch an einem großen Futtermittelwerk vorbei, dem neben Wein und Olivenöl wichtigsten Industriezweig der Chianti-Region. Die Silos bestimmen die Silhouette der Stadt mit. Abweichend von unserer ursprünglichen Planung sind wir nicht über die kleinen Nebenstraßen nach Radda gefahren. Ein Blick auf die neue Karte ließ uns dies zu abenteuerlich erscheinen. Stattdessen sind wir ein kleines Stück zurück gefahren, um dann der Hauptstraße nach Radda zu folgen.

Nach gut 10km mit leichtem Auf und Ab durch Weinberge und Wälder erreichten wir unser zweites Ziel, die Kleinstadt Radda. Auch sie liegt auf einem Bergrücken. Und auch hier gibt es eine Touristenhauptstraße, in der sich Wein- und Olivenölhandlungen mit Souvenirgeschäften abwechseln. Der Ort hat aber auch viele kleine Gassen, in denen unberührt von den Urlauberströmen gewohnt und gearbeitet wird.

Bild 1.17: In den Gassen von Radda
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Im mittelalterlichen Zentrum von Radda liegt einer der schönsten und stimmungsvollsten Plätze, die wir im Chianti gesehen haben. Gegenüber dem Rathaus führt eine Treppe über einen markanten Brunnen hinweg zum Eingang der Kirche San Nicolo. Ein großen Löwenkopf spendet das Wasser. Leider hatte das Café, dessen Tische auf der Piazza aufgestellt waren, kein Mittagsangebot, sondern nur Eis und Kuchen. So blieb uns nicht weiter übrig, als nach einer anderen Gelegenheit Ausschau zu halten.

Bild 1.18: Rathaus und Piazza von Radda
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Vor einer Bar trafen wir, wie schon in Castellina, auf eine größere Gruppe Radfahrer. Sie kamen, wie sich herausstellte, aus England und aus der Schweiz. Auch wir legten an diesem Imbiss, vor dem etliche Sonnenschirme mit Tischen und Stühlen auf der Straße standen, unsere Mittagspause ein, auch wenn der Platz bei weitem nicht so schön war. Die Portion dicker toskanischer Spagetti war eine gute Stärkung vor unserer Rückfahrt. Während wir dort saßen, fuhr mit recht hoher Geschwindigkeit der Handbiker, gefolgt von seiner Begleiterin an uns vorbei.

Von Radda aus ging es nun wieder zurück nach Panzano. Die richtige Straße zu finden erwies sich trotz GPS als schwierig und bescherte uns ein Stück Umweg. Dort wo wir laut Karte hätten links abbiegen müssen, gab es auch eine Möglichkeit die in die vermeintlich richtige Richtung führte. Sie erwies sich schon nach einigen hundert Metern bergab als falsch. Erst eine Kreuzung weiter Richtung Gaiole fanden wir die richtige Straße, die nach rechts abbog und dann in einer engen Schleife unter einer Brücke hindurch in die richtige Richtung führte. Die Straße von Radda verlief auf einem Bergrücken und war seit dem wir den Ort hinter uns gelassen hatten zu beiden Seiten mit einer Mauer abgegrenzt, die die Sicht ins Tal behindert hatte.

Für die Heimfahrt wählten wir nach kurzem Überlegen den geplanten Weg über Pieve San M. Novella, wohl wissend, dass uns auf den letzten Kilometern wieder Schotterpiste erwartet. Wir wollten aber auch nicht zu oft auf den gleichen Straßen fahren. Von der kleinen ruhigen Straße aus, die mitten durch das Herz des Chianti von Radda nach Panzano führt, war zu sehen, das ein größter Teil der Berghänge noch vom Wald eingenommen wird, und nur auf den nach Süden gerichteten Lagen Wein angebaut wird. Zwischendrin auch der eine oder andere Olivenhain.

Bild 1.19: Pieve di San Maria Novella
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Direkt bei der Kirche Pieve di San Maria Novella schlug die Defekthexe erneut zu. Diesmal erwischte sie allerdings nicht einen unserer Reifen. Das eine Kettenschutzrohr hatte sich gelockert und war vom Kettenblatt erfasst worden. Hier half nur noch das beschädigte Stück abzuschneiden und den Rest wieder richtig festzuschrauben. Nach einer halben Stunde war der Schaden behoben.

Kurz hinter dem Hotel Castel-Vecchi wechselt wie erwartet der Belag. Bis hierher mussten die Gäste mit ihren Autos schadlos anreisen können. Wer diese Zufahrtsstraße sponsert, der Eigentümer von Castel-Vecchi oder die Gemeinde, sei dahingestellt, ab hier begann eine der uns schon vertrauten Schotterpisten. Nach etwa 3km hatten wir dann die Stelle erreicht, an der wir gestern, von Lamole kommend, eine asphaltierte Straße erwartet hatten. Kurz hinter dieser Stelle, dort wo auf einer Art Weide mehrere Muttersauen mit ihren Ferkeln gehalten werden legten wir noch eine kurze Müsliriegelpause ein. Edda verfütterte ihren Riegel aus Mitleid lieber wie gestern an eines der Mutterschweine, das sich für diese Delikatesse mit lautem Grunzen bedankte. Kurz nach uns traf der Züchter ein, und lockte allein schon durch sein Erscheinen die ganze Herde an die Straße.

Bild 1.20: Wieder bei den Toskanischen Hausschweinen
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Die letzten Kilometer auf der staubigen und holprigen Piste bis Panzano kannten wir schon von gestern. Das gleiche galt wohl auch für die großen Hunde, die uns und unser Gefährt heute desinteressiert passieren ließen.

schaefer 2007-10-07