Di. 23.August Puumala - Mikkeli

82,6km 5:31h Schnitt: 15,0km/h Maximum: 63,7km/h

Bevor wir Richtung Mikkeli wieder auf die 62 fuhren, ging es erst noch einmal in den Ort. Wir wollten dort ein paar Fotos machen und uns die alten Holzkirche ansehen. Außer dem schon erwähnten Bunkermuseum, das sich in einem 1940 als Bestandteil der Salpalinja errichteten Bunker in der Nähe des Hafens befindet, gibt es nicht viel Erwähnenswertes, abgesehen von der sagenhaften Natur rund um den Ort. Kurz hinter dem Ortsausgang, am Abzweig nach Savonlinna fiel uns

Bild 1.40: Eine alte Bockwindmühle am Straßenrand
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eine kleine, alte, hölzerne Bockwindmühle auf, seit Jahrzehnten sicherlich nicht mehr genutzt, die sie umgebenden Bäume überragten sie um mehr als das doppelte, und so war sie nur noch von einer Seite aus zu sehen. Trotzdem hat man nicht den Eindruck, sie wäre dem Verfall preisgegeben. Ganz in der Nähe befindet sich das Sägewerksmuseum von Sahanlahti. An der Windmühle gab es jedoch keinen Hinweis darauf, ob sie dazu gehört.

Ursprünglich wollten wir von hier aus noch ein Stückchen weiter nach Nordosten fahren. Die nächste Station wäre dann Savonlinna gewesen. Da wir unseren Urlaub aber um eine Woche kürzen mussten, lag unser heutiges Ziel, Mikkeli, in Richtung Westen, schon in Richtung Heimweg. Ob wir für die ursprünglich vorgesehene Route überhaupt noch Quartiere gefunden hätten, ist allerdings ungewiss, denn mittlerweile sind wir deutlich außerhalb der Sommersaison, die auf fast allen Campingplätzen am 14. August zu Ende ging.

Nach dem nächsten Abschnitt durch dichten Wald verlief die Straße über viele Kilometer auf einer Art Damm von Insel zu Insel, zwischen durch

Bild 1.41: Mitten im Seenland zwischen Puumala und Anttola
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auch gelegentlich eine Brücke, die sich meist in erstaunlicher Höhe über das Wasser spannte. Vor gar nicht all zu langer Zeit verkehrte an diesen Stellen noch eine Fähre. Die Reste der alten Straße und der Fähranlegen waren von der Brücke aus noch gut zu erkennen. Immer wieder bot sich ein weiter Blick über das Wasser mit seinen vielen kleinen, kleinsten und größeren Inseln. Insgesamt soll es im Saimaa-See, an dessen Ufer wir immer noch sind, 13710 Inseln geben. Hier versteht man sehr leicht, wo die fast 15000km Uferlinie herkommen, ein wahres Paradies für Wasserwanderer. Am anderen Ufer sah man gelegentlich ein Haus oder eine Hütte. Oftmals verrieten sie ihre Anwesenheit aber nur durch einen Bootssteg.
Bild 1.42: Hütten am Seeufer
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Bis Anttola eine abwechslungsreiche und sehr schöne Strecke. Den Ort selber haben wir rechts liegengelassen, nachdem wir einige Kilometer vorher die an einem Parkplatz aufgestellte Werbetafel studiert hatten. Dort war neben kommerzieller Werbung nichts weiter verzeichnet, das unser Interesse geweckt hätte. Davon, dass es mit der Holzkirche des Ortes eine Besonderheit auf sich hat, war dort nicht vermerkt. Die Kirche stand ursprünglich in einem 40km entfernten Ort und war vor 135 Jahren dort abgebaut und in Anttola wieder neu errichtet worden. Auch auf die Felsmalereien von Astuvansalmi gab es dort keinen Hinweis. Dafür erwies sich die schon lange vorher groß angekündigte Sehenswürdigkeit kurz hinter dem Ort als eine Art riesiger Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Die von der Straße zu erkennenden Attraktionen waren ein gewaltiger Plasteball, in dem man sich den Berg hinunterkullern kann, Bangeeseilspringen und ähnliches. Betrieb war keiner, ob nun aus Ermanglung an Interessenten oder ob schon geschlossen war, hat uns nicht weiter interessiert und so sind wir einfach an dieser Attraktion vorbeigefahren.

Hinter Anttola wurde die Strecke deutlich welliger, mit zum Teil längeren, steilen Anstiegen und nachfolgenden rasanten Abfahrten. Über längere Zeit gab es kein eben verlaufendes Stück, es ging entweder hoch oder runter.

Bild 1.43: Hügel vor Mikkeli
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Über eine große Hängebrücke, die sich von einem Felsufer zum anderen über einen schmalen Arm des Saimaasees spannte, gelangten wir nach Mikkeli. Obwohl wir den ganzen Tag auf einer größeren Straße, der 62, unterwegs waren, hielt sich die Zahl der Autos in Grenzen. Gelegentlich überholte uns einer der großen Holztransporter, voll beladen. Wir hatten erwartet, dass diese in Richtung Imatra unterwegs seien, da dort das Zentrum der finnischen Papierindustrie ist. Die Auflösung zeigte sich beim ersten Blick, der sich über die Stadt bot. Auch hier steht eine der neuen großen Papierfabriken. In der Stadt ist das Radwegenetz vollständig von den auf den Karten eingezeichneten Fernverkehrs- und Durchgangsstraßen entkoppelt, was uns als ortsunkundigen Radfahrern die Orientierung zusätzlich erschwerte. Auf der Suche nach einem Supermarkt standen wir dann vor einem großen Baumarkt. Dort konnte man uns wenigstens mit einer Wegbeschreibung weiterhelfen. So fanden wir den Einkaufstempel von Mikkeli, nachdem wir in mehreren großen Bögen und durch extra Tunnels einen großen Verkehrsknoten passiert hatten. Drei riesige Supermärkte unter einem Dach, so groß, das für die Automaten zur Zurücknahme der Pfandflaschen und Dosen ein extra Gebäude am Rande des riesigen Parkplatzes eingerichtet war. Hier sahen wir das erste mal finnische Frauen in ihrer Nationaltracht, die dort ebenfalls einkaufen wollten.
Bild 1.44: Vor dem Einkaufszentrum in Mikkeli
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Auch der Weg zu unserem Campingplatz war nicht einfach zu finden, zumal er den Einheimischen weniger bekannt ist als das nebenanliegende gleichnamige Erlebniszentrum mit Saurierpark. Beides hat seit dem 14.August geschlossen, und so werden hier nur noch vorbestellte Bungalows vermietet. Das Wachsfigurenkabinett, das die Funktion der Rezeption übernommen hatte, ist nachmittags ab fünf Uhr geschlossen. Erst ein Anruf bei der an der Tür angeschriebenen Nummer brachte Aufklärung. Der Schlüssel für unseren gebuchten Bungalow lag in einem mit unserem Namen beschrifteten Kuvert in einem Briefkasten an der Seitenwand. Die Bezahlung und alles weitere soll dann morgen früh erfolgen, wenn das Wachsfigurenkabinett wieder geöffnet hat. Der Abendspaziergang über den großen, jetzt vollkommen leeren Campingplatz lud zu einem Bad im Saimaasee ein. Das Badevergnügen war etwas ungewohnt. Das Wasser hat eine tiefbraune bis schwarze Farbe. Schon wenn es einem bis zu den Knien reicht, sind die Füße kaum noch zu sehen. Die Sonne, die heute den ganzen Tag über geschienen hatte, konnte das Wasser so auf eine erträgliche Badetemperatur erwärmen. Beim Schwimmen muss man besonderst aufpassen, dass man nicht plötzlich mit einem der großen Steinbrocken kollidiert, die teilweise aus dem Wasser ragen, teilweise aber auch nicht. Heute Abend ist Halbzeit, die Hälfte unseres Urlaubs ist schon wieder um, aber auch der halbe Weg ist geschafft, Grund genug mit einem Glas Wein anzustoßen.

Peter Schaefer 2008-02-06