Nun sind wir richtig im Norden, in Lappland, angekommen. Dieser Teil Schwedens empfing uns dann auch so wie erwartete. Schon vorher, verlief die Straße über weite Strecken durch unbewohnte Wildnis, Wälder wechselten sich mit kleinen Seen und ausgedehnten Mooren ab und nur ganz selten ging mal ein Schotterweg von der Straße ab. Verglichen mit den letzten Tagen war der Autoverkehr nocheinmal wesentlich schwächer geworden. Hinter Strömsund waren uns merkwürdige, aus alten Holzpaletten und Brettern zusammengezimmerte, überdimensional große Bänke am Waldrand neben der Straße aufgefallen, die dort in Abständen von einigen Kilometern standen. Wir konnten uns nicht richtig vorstellen, wozu diese Gestelle gut sein sollten, denn zum darauf Sitzen waren sie
viel zu groß und vorallem wer sollte sich denn in dieser menschenleeren Gegend auf eine Bank am Straßenrand setzen. Mag sein, das sie von den Elchjägern benutzt werden, um den Wildwechsel über die Straße zu beobachten. Zumindest schien uns diese Erklärung halbwegs plausible.Noch bevor wir die Grenze zwischen Angermanland und Lappland erreicht hatten, stand vor der Ausfahrt aus dem Naturcampingplatz Kilvamma ein ganz besonderer Wegweiser. Richtung Süd wies er 1520km nach Berlin, Richtung Nord 1150km bis zum Nordkap. Einen Hinweis darauf, wer ihn für wen aufgestellt hatte, haben wir nicht gefunden, aber allzu lange schien diese Tafel noch nicht an ihrem Platz zu stehen.
Der Ort Meselefors, in dem wir diesmal Station gemacht haben, ist so klein, dass es hier weder einen Supermarkt noch eine Tankstelle gibt. Außer dem Campingplatz gibt es nur einige wenige, weit auseinanderliegende Anwesen. Das bedeutendste an diesem Ort ist wohl der Umstand, das hier eine andere Fernverkehrstraße auf die Inlandsroute trifft. Unterwegs gab es die letzte Gelegenheit zum Einkaufen in Dorothea, die wir nicht genutzt hatten. In der kleinen Verkaufstelle im Vandrarhem in Meselefors konnten wir aber eine Büchse Gulasch, etwas Knäckebrot sowie einen Karton Milch kaufen und zusammen mit den mitgebrachten Vorräten war Abendbrot und Frühstück gesichert. Dafür ist die Hütte sehr schön, mit Sofa, kleiner Wohnküche und zwei Räumen mit je einem Doppelstockbett. Von der großen Terrasse bietet sich ein weiter Blick über den Campingplatz auf den hier fließenden Ângermanälven. An der gesamten Einrichtung merkt man, das dieser Campingplatz privat bewirtschaftete wird. Alles ist irgendwie einen Tick liebevoller, manchmal mit nicht zu übersehender Improvisation eingerichtet. Vor der Zufahrt zur Rezeption sind einige Trolle zu Hause. Große Figuren, geschnitzt aus Baumstämmen, angemalt und mit Haaren aus Stroh, standen vor einem Findling mit aufgemalter Türe und begrüßten die Gäste mit einem freundlichen Gesicht. Ebenso freundlich wie ein Eichhörnchen auf der Treppe zum Eingang, das nur darauf wartete, dass es von den Gästen mit Nüssen gefüttert wird.
Unweit des Campingplatzes überquert die Inlandbahn den Fluss. Die Bahntrasse verlief fast den ganzen Tag dicht neben der Straße, ohne das wir einen Zug gesehen oder gehört hätten. Erst am Abend fuhr der Zug nach Östersund, von Jokkmokk kommend hier vorbei, und hielt an dem Minihaltepunkt Meselefors Camping, der ebenso wie der Haltepunkt in Storfors nur aus einer kleinen Plattform mit Treppe und einem Schild mit dem Stationsnamen besteht.
Nachzutragen wäre noch, dass uns heute die zweite Panne, wieder ein Plattfuß am Anhänger, ereilte. Bemerkt haben wir sie erst beim Abladen vor der Hütte. Das Wetter zeigte sich im Laufe des Tages immer mehr von seiner schönen Seite. Die Wolkendecke, die am Morgen noch vorherrschte, löste sich im Laufe des Tages immer weiter auf und unterwegs musste dann das Sonnenöl wieder ausgepackt werden.
Peter Schaefer 2006-02-18