Am heutigen Morgen sind wir recht zeitig aufgebrochen. Lange vor uns waren die Vietnamesen mit ihren zwei Kleinbusse in die Moore gezogen. Am Straßenrand sahen wir zum ersten Mal Wollgras, ein sicheres Zeichen dafür, dass wir wirklich im Norden angekommen sind. Auch die ersten Rentiere kreuzten unseren Weg. Sie liefen ungestört von den Autos mitten auf der Straße und machten auch uns nur ganz langsam Platz. Um diese Jahreszeit sind die meisten Rentiere auf den Hochebenen des skandinavischen Gebirges, den Fjells, auf der Sommerweide und nur in den Wintermonaten sind sie in diesem Teil Lapplands anzutreffen. Diese Tiere gehörten offensichtlich zu einer Herde, die durch Zäune, die sich teilweise über längere Strecken an der Straße hinzogen, hier auf der Winterweide festgehalten wurden,
wahrscheinlich um sie den vorbeikommenden Touristen als eine Attraktion vorzuführen. Schließlich erwarten die Reisenden in den aus den südlicheren Teilen Europas kommenden Bussen, dass in Lappland Rentiere zu sehen sind und die meisten haben kein Verständnis dafür, wenn die Tiere in den Bergen wären. Schließlich hat man ja dafür bezahlt. Jetzt ist die große Reisewelle zur Mitternachtssonne aber schon wieder abgeklungen, diese Zeit ist auch am nördlichsten Zipfel Europas schon zu Ende. Entlang der Inlandroute tauchen jetzt auch die ersten Souvenirshops auf, vollgestopft mit samischer Volkskunst, oder besser mit dem was als solches ausgegeben wird. Es ist so und so erstaunlich, womit alles die Vorbeifahrenden zum Anhalten animiert werden. Neben einfachen Hinweistafeln finden sich auch ganz lustige Arrangements.Unser täglicher Einkauf musste heute ein längeres Stück auf dem Anhänger transportiert werden. Durch unsere Erfahrung in Meselefors vor zwei Tagen sind wir vorsichtiger geworden und suchten in der einzigen etwas größeren Ortschaft vor unserem Ziel, in Sorsele, nach einem Supermarkt. In dessen direkter Nachbarschaft im gleichen Gebäude befand sich ein Geschäft, das von außen mit massiven Gittern hinter den Fenstern besser gesichert wirkte als ein Bank. Jetzt am Sonnabend nachmittag war alles fest verschlossen, handelt es sich doch wie über den Fenstern groß zu lesen um einen ,,Systembolaget``, einen Alkoholladen, der Wein und Spirituosen verkauft. Diese Läden findet man nur in Ortschaften mit Stadtrecht.
Den Ruhetag nochmals um einen Etappe zu verschieben war eine gute Entscheidung. Die Hütte hier ist um etliches besser und größer, der Platz nicht überlaufen und schön gelegen, etwas oberhalb des Flussufers. Das Servicehaus bietet neben Küche , Aufenthaltsraum Dusche/WC auch eine kleine Sauna.
Peter Schaefer 2006-02-18