Diese Etappe war, abgesehen von den An- und Abreisetagen, die kürzeste auf unserer Tour. Schon nach 18km erreichten wir die norwegische Grenze. Damit war unser Kurzaufenthalt in Finnland schon zu Ende. Dank des kräftigen Rückenwindes und relativ weniger Anstiege kamen wir schon kurz nach Mittag in Kautokeino an. Weder gab es an der Strecke etwas Besonderes noch lud das Wetter zu längeren Pausen ein. Zwar regnete es nicht, aber der kalte Wind sorgte dafür, dass uns sehr schnell kühl wurde, wenn wir anhielten. Obwohl wir ein 35km breites Rentierzuchtgebiet durchquerten, zeigte sich kein einziges Ren. Kautokeino ist mit rund 10000km2 die flächenmäßig größte Gemeinde Norwegens. In ihr leben 3500 Menschen, davon weit über die Hälfte Samen, aber über 150000 Rentiere.
Da wir sehr zeitig in Kautokeino angekommen waren, wollten wir die Gelegenheit nutzen und ein Museum besuchen. Unsere Suche nach einem, das geöffnet hat, blieb erfolglos, obwohl es mehrere im Ort gibt. Auf einen Besuch in Juhls Silbergallerie haben wir bewusst verzichtet. Sie wird von einem deutschen Ehepaar betrieben, die sich in den fünfziger Jahren hier niedergelassen hatten. Ich kannte die Galerie schon von einer Busreise, die 2001 hier Station machte. Es war das einzigste was den Bustouristen von Kautokeino gezeigt wurde. Das riesige protzige Gebäude, auf dem Berghang oberhalb des Ortes auf der anderen Seite des Flusses gelegen, hat mir damals genauso wenig gefallen wie die Art der Gastgeber, die sich bei ihrer Führung durch das Gebäude, selbst zu sehr heraushoben. Ein zweites Mal wollte ich mir das nicht antun. Der Silberschmuck, der wohl von der samischen Kultur und der rauen Landschaft des hohen Nordens inspiriert ist, hat wenig mit der hiesigen Volkskunst zu tun.
Das größte und wohl auch bedeutendste Museum im Ort ist das Freilichtmuseum ,,Guovdageainu Gillisillju``. Auf dessen Gelände kann man einen kleinen Eindruck davon gewinnen, wie der Ort aussah, als er noch überwiegend aus Kotas und Zelten bestand. Leider fanden wir nirgendwo Erläuterungen. Unser Museumsbesuch fand damit ein sehr schnelles Ende. Die weitere Fahrt durch die Stadt nutzten wir noch dazu Geld bei der Minibank, so werden hier die Geldautomaten genannt, abzuheben, eine Weile bei einem sportlichen Höhepunkt des Jahres zuzuschauen und langsam wieder zurück zum Campingplatz zu fahren.
Kautokeino ist heute eines der Zentrum der norwegischen Samen. Im ,,Haus der Kultur``gibt es ein samisches Theater und in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das samische Institut. An diesem Wochenende fand hier in Ort das Herbstfestival statt, eine der größeren alljährlichen Kulturveranstaltungen. Dazu gehörte auch ein eher sportlicher Höhepunkt, der noch im vollen Gange war. Auf dem Fluss fand ein Rennen mit Motorschlitten statt, die wie Wasserski aus eigener Kraft über den Fluss zum anderen Ufer rasten, obwohl eigentlich gar nicht dafür vorgesehen. Immer zwei gegeneinander, der Sieger kam in die nächste Runde. Der kulturelle Teil des Festivals war dagegen schon zu Ende und auch an den meisten anderen Stellen wurden schon die Zelte abgebrochen und die meisten Zuschauer rüsteten zum Aufbruch. Gestern Abend muss hier eine riesiger Trubel gewesen sein. Auch der Campingplatz ist wieder fast leer. In einer der Hütten wohnen noch vier Finnen, die von Rovaniemi aus zum Nordkap gefahren sind. Nun sind sie wieder auf dem Heimweg, der sie noch ein Stück durch Schweden führen soll. Auch ein deutscher Mountainbiker hat hier Station gemacht. Er war gestern mit dem Engländer von Karasjok hierher gefahren.
Das Wetter ist uns heute nicht sehr freundlich gestimmt. Kurz nachdem wir hier angekommen sind fing es an zu regnen und hat den ganzen Nachmittag über angehalten, so dass wir uns recht bald in unsere trockene Hütte zurückgezogen haben.
Peter Schaefer 2006-02-18