Sa. 20.9. Orosei - Budoni

56,3km, 340Hm
Über zwei Stunden sind wir heute vormittag durch das Tal der Ziegen gefahren. Es erstreckt sich über mehr als zwanzig Kilometer von Irgoli nach SuTilio. Wie es richtig heißt, wissen wir nicht. Edda hat es so getauft. Immer wieder grasten Ziegenherden an den sanften Hängen zu beiden Seiten. Es ist schon erstaunlich auf welch kargen Böden die Tiere noch ausreichend Nahrung finden. Nur ganz selten, dort wo das grün der Pflanzen etwas saftiger wirkte, standen auch einige Rinder in kleinen Gruppen.
Bild 1.102: Im Tal der Ziegen
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Wir hatten uns für diese etwas weitere Strecke entschieden, um dem sonnabendlichen Ausflugsverkehr auf der Küstenstraße zu entgehen. So sind wir von Orosei aus im Tal des Flusses Cedrino wieder ein kleines Stück ins Landesinnere, Richtung Nuoro gefahren , bis zu dem Dörfchen Irgoli. Hier beginnt das von zwei nicht sehr hohen Bergketten flankierte Tal. Es ist fast unbewohnt. Die Straße am Talboden steigt nur langsam an um dann zur Küste hin ebensolangsam wieder abzufallen. Nur ganz selten begegnete uns mal ein Auto. Dafür scheint diese Strecke sowohl bei den einheimischen Radsportlern aber auch bei Radreiseveranstaltern sehr beliebt zu sein. Erst kamen uns zwei Rennräder mit hohem Tempo entgegen, leicht bergab, mit kräftigem Rückenwind und vollem Einsatz auf den Pedalen. Etwas später wir hatten den höchsten Punkt schon hinter uns gelassen, begegnete uns eine ganze Gruppe, weit auseinandergezogen auf ihren Rennrädern.

Bei Su Tilio erreichten wir wieder die Küstenstraße. Die SS125, auch Orientale Sarda genannt verläuft längst der Ostküste Sardiniens von Olbia nach Cagliari. Sie soll die schönste Panoramastraße Sardiniens sein und verbindet die schönen Strände zwischen Olbia und Budoni mit der schroffen Bergwelt der Südostküste. Seit die Autobahn nach Cagliari fertig ist, ist sie für die Verkehrsverbindung in den Süden nur noch von untergeordneter Bedeutung. Die alten Rasthäuser und Straßenmeistereien sind aufgeben und verfallen langsam. Das gleiche Schicksal ereilt auch die ehemaligen Fischerdörfer an der Küste. Von San Giovanni ist nur noch die Kirche direkt am Strand erhalten

Bild 1.103: Fischerkirche am Strand von San Giovanni
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geblieben. Daneben breitet sich ein neue Siedlung von Ferienhäuser und Apartmentwohnungen immer weiter entlang des Strandes aus, mit Yachthafen und allem was so dazugehört.

Die Besichtigung des Castello della Fava in Posada, die eigentlich auf unserem Tagesprogramm stand, haben wir ausfallen lassen. Nach den letzten Tagen mit ihren steilen Anstiegen hatten wir keine Lust verspürt, auf den Felsen hochzufahren, auf dem die Festung thront, auch wenn es eigentlich nur ein paar lächerliche Höhenmeter mehr gewesen wären. Selbst die Aussicht die sich dort sicherlich geboten hätte, auf die alten Stadtteile und das Meer, konnte uns nicht ausreichend motivieren.

Unser heutiges Quartier erwies sich als bescheidener als gedacht. Wir bezogen eine einfach Hütte auf dem Campingplatz. Deren Wände waren so dünn, dass man drinnen problemlos jedes Wort verstehen konnte, das draußen auf dem Weg vor der kleinen Terrasse gesprochen wurde. Zum Glück waren die umliegenden Hütten nicht vermietet. Interessanterweise kam ausgerechnet von hier die einzige Rückfrage zur Gültigkeit der bei der Buchung angegebenen Kreditkarte. Dafür mussten wir aber wegen Handtüchern und Bettwäsche extra nachfragen, diese waren aber dann im Preis enthalten. Verglichen mit dem Apartment in Torre Dei Corsari stimmte hier das Verhältnis zwischen Preis und Leistung nicht.

Bild 1.104: Am Strand von Budoni
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Der Nord-Ost-Wind, der den ganzen Tag über recht kräftig blies, hatte das Wasser ganz schön aufgewühlt, und die roten Sturmbälle waren überall am Strand hochgezogen, was bedeutetet: ,,Baden verboten``. Dies gemahnt uns zwar zur Vorsicht, konnte uns aber nicht von dem letztes Bad im Mittelmeer abhalten. Etwas abseits des offiziellen Badestrandes stürzten wir uns in die Wellen.

Peter Schaefer 2010-10-21