So. 7.9. Ruhetag

Gerade sind wir wieder in Bosa Marina angekommen. Fast zwei Stunden hat die Fahrt mit dem Trenino Verde nach Tresnuraghes und zurück gedauert. Leider kehrte der Zug am Zielort fast sofort wieder um. Nur etwa zehn Minuten standen für ein paar Fotos vom Bahnhof und seiner unmittelbaren Umgebung zur Verfügung - etwas mehr als die Zeit, die der Triebwagenführer brauchte, um die roten Scheiben an den Scheinwerfern am anderen Ende des Zuges zu befestigen und seinen Platz zu wechseln.
Bild 1.45: Treno Verde im Bahnhof von Tresnuraghes
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Gestern Abend war es uns nicht gelungen, irgendwo die Abfahrtszeiten zu erfahren. Den Plakaten im Hotel und am Bahnhof Bosa Marina war nur zu entnehmen, dass heute der Zug zwischen Bosa Marina und Tresnuraghes verkehrt. Einen Fahrplan konnten wir nirgends finden. Das kleine Büro des Touristikunternehmens ,,Estera``, das diese Bahnlinie bis Macomer betreibt, war geschlossen. So sind wir nach dem Frühstück wieder zum Bahnhof gelaufen und siehe da, der Zug war weg. Dafür stand ein kleiner Tisch vor dem Büro am Bahnsteig mit Ansichtskartensständern. Hier erfuhren wir, dass der Zug heute zweimal die Strecke von Bosa Marina nach Tresnuraghes und zurück fährt. Der erste war vor einer knappen Stunde gestartet, der nächste wird um Viertel nach elf abfahren. Hätten wir dies heute früh schon gewusst, wären uns knapp zwei Stunden Zeit geblieben, um den Zielort anzusehen. So mussten wir mit dem selben Zug wieder zurückfahren. Aber auch die Zugfahrt alleine ist ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. In einer Unzahl von Kurven und Schleifen schlängelt sich die Bahntrasse an den Berghängen langsam nach oben. Dabei bietet sich immer wieder ein phantastisches Panorama auf Bosa Marina und die Täler der steil ins Meer abfallenden Berge. Auf der 17,5km langen Strecke überwindet der Triebwagen gut 250 Höhenmeter. Wir werden uns morgen mit unseren Kettwieseln auf der Straße nach Tresnuraghes hochkurbeln müssen. Auch wenn der Zug morgen wieder fahren sollte, eine Mitnahmemöglichkeit für Fahrräder ist nicht vorgesehen und Platz für unsere Dreiräder wäre schon ganz und gar nicht.

Bild 1.46: Verkehrsregelung an einem der Bahnübergänge
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Die Strecke zwischen Bosa Marina und Macomer, die nur noch in den Sommermonaten als reine Touristenlinie betrieben wird, wurde vor einigen Jahren mit EU-Mitteln zur Regionalförderung saniert, wovon eine Plakette am Bahnhof Tresnuraghe zeugt. Da die Züge nur noch sehr selten verkehren, wurde unser Triebwagen von mehreren Eisenbahnern mit Autos begleitet, die an jedem Bahnübergang den Autoverkehr stoppten. Auf Sardinen, gibt es noch weitere solcher Touristenbahnen. Die Strecke von Mandas nach Arbatax im Süden Sardiniens ist mit 159 km die längste und sicherlich auch die spektakulärste. Einige Strecken des ehemals recht dichten Schmalspurbahnnetzes werden heute noch regulär als Angebot des öffentlichen Nahverkehrs betrieben, darunter auch die Verbindung zwischen Macomer und Nuoro.

Die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges vertrieben wir uns mit einem Besuch der kleinen Insel Rossa, die Bosa Marina vorgelagert ist. Sie ist bequem zu Fuß über eine etwa einen halben Kilometer lange Mole zu erreichen. Auf ihr steht einer der mächtigen Türme aus der Zeit der Spanier, der zum Schutz des Hafens errichtet wurde. Das Museum im Turm öffnet erst um halb elf, zudem hätte die Zeit für einen Besuch nicht ausgereicht. So schauten wir lieber den zwei sardischen Fischern zu, die mit ihrem kleinen Boot an der Mole festmachten. Unbeeindruckt von den zuschauenden Urlaubern sortierten sie ihre Netze und ihren Fang, der nicht sehr üppig aussah.

Bild 1.47: Sardische Fischer
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Am späten Nachmittag, nach einer ausgiebigen Siesta am Strand, brachen wir zu einem erneuten Besuch von Bosa auf. Diesmal ließen wir uns die paar Kilometer hinfahren. Zwischen Bosa Marina und Bosa verkehrt ein Straßenzug und wir reihten uns in die Reihe der lauffaulen Touristen ein, die an der Haltestelle warteten. Früher fuhr der Trenino Verde bis nach Bosa. Heute hat ein kleiner Traktor mit drei Anhängern, wie man sie in vielen Badeorten sieht, dessen Aufgabe übernommen und die Schienen rosten vor sich hin. Die Busfahrt endete auf dem zentralen Platz von Bosa. Auch heute herrschte hier wieder ein reges Treiben. Diesem kehrten wir den Rücken und schlenderten durch die schmalen Gassen. Oft sind diese so schmal, das der Platz gerade ausreicht um nebeneinander zu laufen. Die Häuser lehnen sich regelrecht aneinander. In einem verworrenem Zickzack stiegen wir langsam zum Fuß der Burg hoch. Zwischendurch öffnet sich der Blick

Bild 1.48: In den Gassen von Bosa
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unerwartet. Hier hatten einige Häuser dem Zahn der Zeit nicht länger standgehalten. Wir konnten auf die Fassaden der nächsten oder gar übernächsten Gasse sehen. Die meisten der alten Häuser sind nicht viel breiter als ein Fenster und etliche von Ihnen in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.

Peter Schaefer 2010-10-21