Fr. 26.August Ruhetag Hartola

8,3km 0:39h Schnitt: 12,8km/h Maximum: 26,6km/h

Heute ist Ruhetag, für uns und unsere Räder. So stand am Vormittag nach einem gemütlichen und ausgedehnten Frühstück als erstes eine kleine Fußwanderung auf dem Programm. Wir folgten einem Wegweiser am Rande des Campingplatzes ,,PATIKKAPOLKU 4,5km``. Es war die längste Strecke, die auf einer kleinen Informationstafel angeboten wurde. Alle Texte waren nur in finnisch, so konnten wir nur die Zahlen verstehen. Wir liefen meist hintereinander auf dem schmalen, zum Teil recht abenteuerlichen Trampelpfad, der in regelmäßigen Abständen von roten, in die Bäume gebundenen Schleifen

Bild 1.55: Wanderweg PATIKKAPOLKU
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markiert wurde, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wo uns der Weg hinführt. Nach dem ersten Stück dieses Wanderweges, für den streckenweise Gummistiefel das beste Schuhwerk gewesen wären, wussten wir, dass es gestern eine richtige Entscheidung war, gar nicht erst zu versuchen, den auf der Karte eingezeichneten Wanderweg nach Hartola, der kurz nach der Zufahrt zum Campingplatz Oravakivi beginnt, als Alternative zur Straße zu benutzen. Finnische Wanderweg sind wirklich nur zum Wandern, denn ein Großteil des Weges bestand aus ausgelegten dünnen Stämmen, durch morastigen Untergrund, verlief auf schmalen Pfaden durch mannshohes Gras und Unterholz immer wieder mit kleinen primitiven Brücken über schmale Bachläufe, selbst mit einem Mountainbike und ohne Gepäck dürfte es über weite Strecken schwierig sein auf ihnen zu fahren. Manchmal hatten wir das Gefühl, der letzte, der vor uns diesen Weg gegangen ist, war derjenige, der die roten Markierungen in die Bäume und Sträucher gebunden hatte.

Die herrlichen Steinpilze am Wegesrand ließen wir erst einmal stehen um sie auf dem Rückweg mitzunehmen. Als uns dann langsam klar wurde, dass es sich bei unserer Wanderroute wohl um eine Art Rundweg handelt, sind wir noch einmal das ganze Stück zurück gelaufen, um die Steinpilze und noch ein paar Pfifferlinge, die am Wegesrand standen, zu ernten.

Bild 1.56: Pilzernte
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Aber nicht nur Pilze gab es in Hülle und Fülle, auch Preiselbeeren hätten wir ausreichend ernten können, so wir ein geeignetes Gefäß mitgenommen hätten. Uns blieb nichts anderes übrig, als von diesem reichen Angebot nur hier und da einmal etwas zu naschen und ansonsten daran vorbei zu gehen, was uns nicht leicht fiel.

Inzwischen hatte uns der schmalen Trampelpfad auf einen zweispurigen Fahrweg geführt, wahrscheinlich die Zufahrt zu einem abgelegenen Gehöft oder zu einer Hütte irgendwo im Wald an einem Seeufer. Nach etwas über drei Kilometern, alle tausend Meter stand bisher eine kleine weiße Tafel und zeigte an, wie weit man schon gekommen ist, standen wir auf einer

Bild 1.57: Holzstapel
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Art Platz, umgeben von säuberlich aufgestapelten finnischen Wald. Schon vorher waren wir an einer kleineren Fläche vorbeigekommen, auf der man erst vor kurzem alle größeren Bäume gefällt hatte. Den Stubben war dies noch anzusehen. Von dem Holzlagerplatz gingen schienbar mehrere Wege ab. In der einen Richtung wedelte an einem kleinen Bäumchen mitten in der Wirrnis des Kahlschlages ein rotes Bändchen und von dort aus war ein weiteres zu sehen. Also kletterten wir über niedergewalztes Unterholz, sprangen über etliche kleine Wasserläufe und knietiefe Pfützen, folgten den Spuren, die die schwere Technik auf dem unwegsamen Untergrund hinterlassen hatte und kamen so, immer am Rande des gerodeten Waldes ganz langsam vorwärts. Irgendwann bei dieser Kraxelei wurde uns bewusst, dass wir uns wieder dem Platz mit den aufgestapelten Baumstämmen näherten. Dabei folgten wir immer den an Äste oder kleine Bäume gebundenen roten Bändchen. Zwischendurch gab es auch an einer Stelle solche in blau. Nachdem wir so die Kahlschlagfläche einmal umrundet hatten, sind wir dem anderen Weg gefolgt, der von dem Holzlagerplatz abging. Und siehe da, nach einiger Zeit fanden wir auch hier wieder ein kleines rotes Band an einem Baum. Im Unterschied zu den, die wir in der letzten Stunde für Wegmarkierungen gehalten hatten, allerdings ohne aufgedruckte Beschriftung. Offensichtlich dienten diese nur zur Markierung der Fläche, auf denen die Bäume gefällt werden sollten. Mag sein, dass die aufgedruckte Beschriftung auf die daraus resultierenden Gefahren aufmerksam machen soll. Wieder auf dem rechten Weg, war der Campingplatz nach kurzer Zeit erreicht. Wir hatten so eine auf ihre Art recht interessante Wanderung hinter uns und auch schon die ersten Zutaten für unser Abendbrot zusammen. Die gesammelten Pilze hatten die Umrundung des Kahlschlages in meinem zu einem Beutel umfunktionierten Unterhemd wider Erwarten sehr gut überstanden.

Obwohl wir uns einen großen Teil des Weges durch eine ausgesprochene Wildnis bewegt hatten ist uns unterwegs kein Elch begegnet. Nur eine Kreuzotter verließ ihr Sonnenplätzchen, kurz bevor wir auftauchten. Wir sahen sie nur noch vom Weg ins Gras flüchten.

Bild 1.58: Das Herrenhaus Koskipää
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Da uns die andere Hälfte für unser Abendbrot noch fehlte, setzten wir uns am Nachmittag auf unser Rad und fuhren in den Ort. Vorher wollten wir dem Itä-Hämeen Museum, das im größten ehemaligen Herrenhof des Ortes untergebracht ist, einen Besuch abstatten. Koskipää ist durch die Romane von Maila Talvio, der aus dem Ort stammt, bekannt. Auch dem Poeten Unno Kailas, der zeitweise in Hartola lebte, soll ein Ausstellungsraum gewidmet sein. Zudem erinnert in diesem Museum der dort ausgestellte Königsstuhl an den Besuch des schwedischen Königs Gustav Adolf der IV im frühen 19. Jahrhundert. Die Gründung des Ortes Hartola geht auf einen königlichen Erlass aus dem Jahre 1784 zurück. Aus diesem Grunde bezeichnet sich Hartola in den Werbeprospekten gerne als kulturfreundliche ,,Königliche Gemeinde``.

Wie schon an den Tagen zuvor war auch dieses Museum verschlossen. Wir fanden nirgends einen Hinweis auf die Öffnungszeiten, noch trafen wir jemanden an, den wir hätten fragen können. Nur an dem einen Schuppen auf dem freien Platz vor dem Museum stand eine Türe offen. Auch hier war außer uns weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Kurz entschlossen warfen wir einen Blick hinein. Drinnen befand sich dicht gedrängt ein buntes Sammelsurium aus verschiedenen Schlitten, Kutschen und nicht näher identifizierbaren, wahrscheinlich landwirtschaftlichen Geräten, so dicht gedrängt, dass wir es nicht wagten weiter

Bild 1.59: Vor dem Itä-Hämeen Museum
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hineinzugehen, da zwischen all diesen Sachen kein bisschen Platz zum gehen blieb. Alles sah so aus, als sei es gerade aus der hintersten Ecke hervorgeholt worden und stand nun ungeordnet herum, beleuchtet nur von dem wenigen Sonnenlicht, das durch die geöffnete Tür fiel. Einige Meter neben der alten Scheune stand noch eine ebenso alte, kleine Bockwindmühle, deren Tür ebenfalls offen stand. Auf einen Blick durch diese haben wir dann verzichtet, und sind langsam weiter Richtung Stadtzentrum gefahren. Unweit des Museum sahen wir hinter eine halb verfallenen Feldsteinmauer inmitten von alten Fundamentresten einen hohen schlanken grob behauenen Obelisken mit einer Inschrifttafel in finnischer Sprache. Was hier einmal stand und warum der Obelisk errichtet wurde, war nicht herauszufinden. Auch das Informationsmaterial, das wir nach unserer Rückkehr auf dem Campingplatz erhalten hatten, half uns nicht weiter, ebenso wenig ein Nachschlagen in diversen Reiseführern und eine Suche in Internet.
Bild 1.60: Im Zentrum von Hartola
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Nach unserer Rückkehr vom Einkaufen nutzten wir die Zeit noch zu einem ausgiebigen Saunagang mit langen Ruhepausen in der Nachmittagssonne auf der Terrasse. Sobald werden wir nicht wieder eine holzbeheizte Sauna nutzen können.

Peter Schaefer 2008-02-06