Sa. 27.August Hartola - Lahti Messilä

108,4km 7:15h Schnitt: 15,0km/h Maximum: 43,6km/h

Das Wetter hatte es auch heute wieder gut mit uns genmeint, Abgesehen von ein paar wenigen Regentropfen sind wir trocken ans Ziel gelangt. Es regnete immer gerade dort, wo wir nicht waren. Nur die Reifen spritzten einige Male heftig auf der noch regennassen Straße. Die Strecke über Sysmä und Asikkala bot landschaftlich wieder viel Abwechslung, mit dem schon vertrauten Wechsel zwischen Wäldern, Seen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Öfter sahen wir hier auch weidende Rinder.

Das markanteste und auch schönste Gebäude in Sysmä ist wohl das 1898 im national-romantischen Stil erbaute ehemalige Bankgebäude der Stadt. Einhundert Jahre nach seiner Errichtung erlebte es eine neue Blütezeit als es

Bild 1.61: Das Theater von Sysmä
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nach einem, mit Hilfe von EU-Geldern erfolgten Umbau und gleichzeitiger Restaurierung als Theater erneut eingeweiht wurde. Heute tritt dort das regionale Kuurina-Theater auf und es dient auch als Kino und Festraum.

Zwischen Sysmä und Asikkala verlief die Straße auf einem knapp 10km langen Abschnitt über mehrere durch Brücken verbundene langgezogene Inseln mitten durch den Päijänne-See. Von diesem Landrücken, Pulkkilanharju genannt, bieten sich immer wieder wundervolle Aussichten über den zweitgrößten und zugleich tiefsten See Finnlands. Schon vor zwei Tagen hatten wir das Ostufer dieses Sees, der sich nach Norden bis Jyväskylä erstreckt, fast erreicht. Der Rast- und Campingplatz, den wir hinter Joutsa angesteuert hatten, liegt an seinem Ufer. Hier im südlichen Teil sind viele Inseln und lange Abschnitte der Uferlinie Bestandteil des Nationalparks Päijänne. Das Wasser des Sees soll hier so sauber sein, das man es direkt trinken kann. Das Wasser des Sees bildet die Grundlage der Trinkwasserversorgung des Großraumes Helsinki.

Von der ersten Brücke, die das Wasser wieder in großer Höhe überspannte, sahen wir ein Dampfschiff am Ufer liegen. Es wurde wohl gerade auf seine heutige Ausfahrt vorbereitet und der Kessel kräftig angefeuert, wie es sich für Finnland gehört, mit Holz. Der Rauch des Holzfeuers war schon eine ganze Weile vorher in der Luft zu riechen gewesen.

Bild 1.62: Das Dampfschiff Vanni kurz vor dem Auslaufen
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Mitten auf der Inselkette Pulkkilanharju, über die auch ein Wanderweg verläuft, legten wir auf dem einzigen Rastplatz eine kurze Pause ein. Eine andere Möglichkeit bot sich nicht so richtig. Die meisten Wege die von der Straße abgingen waren Zufahrten zu privaten Hütten. An den Toren, die ohne Zaun an diesen Wegen standen, konnte man erkennen, je nach dem ob sie geöffnet oder geschlossen waren, ob der Eigentümer anwesend war. Andere, für uns fahrbare Wege die direkt zum Ufer führten, gab es keine. Auf dem Rastplatz konnten wir uns auch auf einer großen Informationstafel ansehen, welche Bereiche zum Nationalpark gehören und welche besonderen Regelungen und Einschränkungen insbesondere für Wassersportler hier gelten, wo gezeltet werden darf und wo man Feuer machen kann.

Über eine weitere hohe Hängebrücke gelangten wir auf die letzte der Inseln. Von hier oben war der alte Anleger der Fähre, die vor dem Bau der Brücken die einzelnen Inseln verband, und die alte Zufahrtsstraße noch zu erkennen. Hier hätte wir eventuell bis an das Wasser runterfahren können, zumindest parkte dort unten ein Auto.

Bild 1.63: Ein kleiner Leuchtturm direkt am Straßenrand
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Von der Terrasse des Cafés Raimari, das fast am Ende der Inselkette am Seeufer liegt soll sich einer der schönsten Ausblicke über die Weite der Wasserfläche bieten. Direkt am Straßenrand steht hier ein kleiner Leuchtturm, so wie wir sie auch auf etlichen anderen Inseln und Landspitzen gesehen hatten. Über einen aufgeschütteten Damm erreichten wir von hier aus wieder das ,,Festland``kurz vor Asikkalan Kirke.

Auch in diesem Ort gibt es ein Heimatmuseum, auf das eine große Aufschrift ,,Museot``an einer Scheune die Vorbeifahrenden aufmerksam machte. Da wir bisher mit dem Versuch, ein solches kleines Museum zu besuchen, immer schlechte Erfahrungen gemacht hatten, probierten wir es diesmal erst garnicht aus, sondern fuhren nach kurzem Überlegen an diesem Ort vorbei, wie wahrscheinlich die meisten anderen auch, die auf dem Weg von Lahti nach Jyväskylä oder umgekehrt unterwegs sind.

In Vääksy warteten wir an der Klappbrücke, nach dem wir sie passiert hatten, bis sie für ein größeres Passagierschiff geöffnet wurde, das gerade auf der anderen Seit der Straße in die Schleusenkammer einfuhr. Hier verbindet ein Kanal den Päijänne mit dem Vesijärvi, dessen Wasserspiegel 4m niedriger liegt. Der Verbindungskanal zwischen den Seen ist gerademal 1,4km lang. Von der Klappbrücke kann man geradezu auf den Päijänne-See blicken. Auf und zwischen beiden Seen besteht ein regelmäßiger Linienverkehr. So kann man in den

Bild 1.64: An der Schleuse des Vesijärvi Kanals
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Sommermonaten mit der Sinivalkoinens Linie über beide Seen von Lahti in vier Stunden nach Hainola oder in einer über zehnstündigen Tour bis nach Jyväskyä fahren. Wer noch weiter in den Norden will, kann seine Schiffsreise über den Keitele-Päijänne-Kanal und den Keitele-See bis nach Viitasaari fortsetzen

Bis an den Stadtrand von Lahti fuhren wir nun auf Nebenstraßen durch eine von Landwirtschaft geprägte Landschaft. Auf den meisten Feldern stand das Getreide kurz vor der Ernte. Dort, wo die Straße dicht am Ufer des Vesijärvi entlanglief, reihte sich auf der Uferseite ein Eigenheim an das andere. Wir hatten unbestritten wieder den dichter besiedelten Teil Finnlands erreicht. Auch an der Dichte des Autoverkehrs war dies zu spüren. Das letzte Stück bis zum Stadtrand von Lahti mussten wir den, auch hier wieder sehr breiten Radweg neben der 24 nehmen. Hier sahen wir die erste und einzigste Bettelampel auf unserer Reise durch Finnland. Sie wäre uns nicht aufgefallen, hätte dort nicht ein Finne mit seinem Rad geduldig gewartet und sich dabei an dem kurzen Pfahl mit dem Betätigungsknopf abgestützt.

Der Teil von Lahti, durch den wir gefahren sind, wird durch viele Neubauten geprägt. Diese dominieren auch das Bild der Stadt, das sich von der anderen Seite der Bucht bietet. Mitten in diesem Häusermeer machten wir an einem LIDL halt, um die notwendigen Einkäufe zu erledigen. Beim Einkaufen mussten wir aber feststellen, das dies nicht die beste Wahl war, vorallem was das Angebot betrifft.

Bild 1.65: Wasserturm in Lahti
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Wie in fast allen größeren finnischen Städten gehört auch in Lahti der Wasserturm zu den auffälligsten und markantesten Gebäuden, die das Stadtbild weit überragen, zumal es verständlicherweise einen Zusammenhang zwischen der Größe dieser Bauwerke und der Größe der Stadt, die sie versorgen, geben muss. Am eigentlichen Stadtzentrum sind wir dann doch vorbeigefahren. Wir waren bestrebt, durch die ruhigeren Wohngebiete und die am Seeufer gelegenen Parkanlagen zu fahren. Dafür stießen wir im Kariniemi-Park am Ufer des Vesijärvi auf eine besondere Sehenswürdigkeit der Stadt, die musikalischen Wasserspiele. Es sollen die größten Wasserspiele der nordischen Länder mit einer vielseitigen Musik- und Lichtshow und schönen Fontänen sein. Als wir am späten Nachmittag dort vorbei kamen, fehlte allerdings die musikalische Untermalung und die Lichteffekte. Einen Moment hielten wir inne und schauten den ständig wechselnden Arrangements von Wassersäulen und -bögen zu, bis das Programm begann sich zu wiederholen. Während dieser ganzen Zeit waren wir die einzigsten, die hier verweilten.
Bild 1.66: Wasserspiele im Kariniemi-Park
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Auf dem Weg nach Messilä haben wir uns im Gewirr der Radwege, die oftmals nicht parallel zu den Straßen verlaufen kräftig verfranst. Wir waren zudem bestrebt immer möglichst dicht am Seeufer zubleiben und die stärker befahrenen Straßen zu vermeiden. Schließlich landeten wir in einer Buswendeschleife und mussten dann wieder zurück auf die deutlich oberhalb des Seeufers verlaufende Straße. Messilä, unser heutiges Ziel, ist eigentlich kein Ort, sondern der Name eines Berges mit immerhin 222m Höhe und einem ausgedehnten Wintersportgebiet mit mehreren Liftanlagen und Skipisten. Im Winter herrscht hier Hochbetrieb. An seinem Fuß, am Ufer des Sees liegt ein großer Campingplatz. Von dort hatten wir die Zusage für ein Doppelzimmer mit Miniküche bekommen. Stattdessen bot man uns nach unserer Ankunft auf dem total überbelegten Platz eine kleine nicht sonderlich ausgestattete Hütte für 55 Euro die Nacht an. Das Doppelzimmer sei im Hotel oben auf dem Berg. Vorallem auf Grund des Trubels auf dem Campingplatz, es waren nicht nur alle Caravanstellplätze besetzt, sondern auch die Parkplätze davor waren bis auf die letzte Lücke mit Campingwagen vollgestellt, entschieden wir uns, die Hütte nicht zu nehmen und auf den Berg zu dem besagten Hotel hinauf zu fahren. Hier hofften wir wenigstens etwas von der gewohnten Ruhe zu finden, die bisher alle Quartiere auszeichnete. Als wir ankamen wusste allerdings niemand etwas von unserer Reservierung. Zum Glück waren aber noch einige komplett ausgestattet Ferienwohnungen frei, inklusive Frühstück im Herrenhaus.

Bild 1.67: Das Herrenhaus Messilän Lomakeskus
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Mittlerweilen ist hier oben aber fast genausoviel Betrieb wie unten auf dem Campingplatz. Alle diejenigen, die dort nicht mehr untergekommen sind, versuchen nun hier eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Es scheint, als ob an diesem Wochenende eines jener berüchtigten Großereignisse stattfindet zu denen sich halb Finnland trifft um richtig einen draufzumachen.

Bei unserem Abendspaziergang konnten wir den Ausblick über den Vesijärvi, der sich von hier oben, insbesondere aber aus den Fenstern des Herrenhauses bietet, beim Licht der untergehenden Sonne noch einmal richtig genießen. Aus dem Häuschen, indem unsere Ferienwohnung liegt bietet sich dagegen nur ein Blick auf die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutshofes, in denen jetzt eine Bar für den Skizirkus eingerichtet ist. Bei diesem Rundgang sahen wir auch die Verursacher des Massenauflaufes, der dieses Wochenende hier herrscht. Irgendwo in der Nähe scheint jene Art von Autorennen stattzufinden, bei denen alte aber speziell präparierte Kleinwagen endgültig zu Schrott gefahren werden. Sieger ist offensichtlich derjenige, der zuletzt noch im fahrtüchtigen Zustand auf der Piste verbleibt. Mehrere der Kandidaten standen so oder auf Anhängern auf dem Parkplatz, der zum Wintersportzentrum gehört. Hoffentlich werden wir morgen früh bei unserer Abfahrt von diesem ganzen Auflauf nicht weiter beeinträchtigt.

Bild 1.68: Teilnehmer des Autorennens
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Peter Schaefer 2008-02-06