Fr. 19.August Porvoo - Kotka

91,7km 5:34h Schnitt: 15,4km/h Maximum: 52,0km/h

Unser Weg vom Campingplatz Richtung Kotka führte direkt ins Zentrum von Porvoo, der zweitältesten Stadt Finnlands, das wir gestern Abend unfreiwillig links liegen gelassen hatten. Über eine kleine, in unserer Karte nicht eingezeichnete Brücke über den Porvoonjoki, dessen beide Ufer heute als Sportboothafen dienen, gelangten wir in die überwiegend mit Holzhäusern bebaute historische Altstadt. Nur wenige Häuser und die Kirche sind aus Stein erbaut.

Bild 1.19: Porvoo
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Von Porvoo nach Kotka gibt es faktisch keine Alternative als weiter der Fernstraße 170 zu folgen. Nur das erste Stück bis Gammelby lässt sich mit einem großen Umweg, der fast bis Isnäs auf eine der vielen Halbinseln führt, vermeiden. Auch die Königsroute führt über die Fernstraße. Wir hatten gestern auf dem letzten Stück vor Porvoo ganz gute Erfahrungen auf dieser Straße gemacht, nur wenig Autoverkehr, da der gesamte Fernverkehr von der parallel laufenden Autobahn aufgesogen wird. So entschlossen wir uns am Morgen auf den 16km langen Bogen zu verzichten. Entlang der Straße wechselten sich Felder und Wälder ständig mit einzelnen Häusern und kleinen Streusiedlungen ab, die meist hinter Bäumen versteckt lagen. Nur die Wegeinfahrten mit ihren Briefkästen oder die gelegentlichen Bushaltestellen deuteten auf sie hin. Manchmal verriet sich ein Gehöft aber auch durch die besondere gestalterische oder künstlerische Veranlagung seiner Bewohner.

Bild 1.20: Miniaturlandschaft am Straßenrand
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So erinnert uns streckenweise dieser Abschnitt mit seiner breiten stellenweise weit einzusehende fast autoleeren Straße, an unsere Tour im letzten Jahr durch Mittelschweden. Nur die Wechsel zwischen leichten Anstiegen und Abfahrten sind hier häufiger, aber auch bei weitem nicht so lang. Auch wenn der Wind uns nicht mehr so kräftig schob wie in den letzten beiden Tagen, kamen wir recht flott voran. Dabei verpassten wir glatt die Abfahrt nach Pernaja, einem kleinen Ort, den wir eigentlich durchfahren wollten und dessen großen Kirchturm wir so nur von weitem sahen. Die Hauptstraße kürzt hier einen Bogen des alten Königsweges ab.

So erreichten wir nach 40km Loviisa. Diese Kleinstadt zeigte sich uns mit zum Teil sehr widersprüchlichen Bildern. Bei der Einfahrt wurden wir mit dem Anblick der neugotischen Backsteinkirche mit ihrem hohen Turm begrüßt. Der weitere Weg zum Marktplatz führte an dreigeschossigen Neubauten vorbei, so wie wir sie auch aus vielen Kleinstädten im Berliner Umland kennen. Die alten neoklassizistischen Bürgerhäuser entlang einer breiten Lindenallee, die uns direkt zum Marktplatz mit seinem schönen Rathaus brachte, standen dazu in einem sehr angenehmen Kontrast.

Bild 1.21: Rathaus und Marktplatz von Loviisa
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Direkt hinter Loviisa hört die Autobahn auf und entlässt den gesamten Autostrom Richtung Osten, Richtung Petersburg auf die 170. Für die nächsten 16km hatten wir keine andere Möglichkeit gesehen, als auf dieser Strecke weiterzufahren. Auf dem ersten Stück begleitet noch ein breiter Radweg die Straße, auf der jetzt in beide Richtungen ein Auto hinter dem anderen rollt. Plötzlich endete der Radweg ohne einen Hinweis, wie es weitergeht.. Die scheinbare Fortsetzung auf der anderen Straßenseite führte über eine alte Straßenbrücke und erwies sich nach kurzer Zeit als Rest einer früheren Trasse der Hauptstraße. Von der Asphaltdecke waren nur noch abschnittsweise Reste zufinden, die Zwischenräume mit grobem Schotter aufgefüllt. Dieses Stück diente nur noch einigen Anwohners als Zufahrt zu ihren Grundstücken und endete letztlich in einer Sackgasse, aus der wir nach einigen hundert Metern nur mit Mühe wieder auf die neu ausgebaute Straße gelangten. So blieb uns nichts anderes übrig, als die nächsten 10km auf dem schmalen Randstreifen zufahren, meist neben einer nur gelegentlich unterbrochenen Autokolonne. Bei einem späteren Studium der Karten fiel uns dann doch noch ein kleiner Bogen über unbefestigte Seitenstraßen auf, der hinter Tesjoki über Marikylä führt und uns ein kurzes Stück der Fernstraße erspart hätte.

Auf einem Rastplatz direkt hinter der Brücke über den Fluss Kymijoki, legten wir nochmal einen kurzen Stopp ein. Hier zeigte uns ein kleines Hinweisschild, das wir wirklich auf der nationalen Radroute 7 und dem Königsweg unterwegs sind.

Bild 1.22: Nationale Radroute 7 entlang der Transitstraße nach Russland
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Nach knapp 5km konnten wir endlich die Transitstraße mit ihrem starken Verkehr Richtung russischer Grenze verlassen und kurz vor Pyhtaä wieder auf einer leeren, teilweise unbefestigten Nebenstraße ungestört unseres Weges fahren. Pyhtaä ist ein kleiner idyllischer Ort mit einer schönen Kirche aus dem Mittelalter. Die Ruhe, die uns ab hier umgab, kam uns nach dem Lärm der letzten Stunden besonders deutlich vor. Mehrmals wurde der dichte Wald von ausgedehnteren abgeholzten Flächen unterbrochen, Vorboten des Holzhungers der finnischen Papierindustrie, durch deren Zentren wir in den nächsten Tagen noch fahren werden. Auf den kahlen Flächen hatte man nur einige wenige alte Bäume stehengelassen, die nun, bevor sie einem Sturm zum Opfer fallen, noch dafür sorgen sollen, dass zwischen den hausgroßen Felsbrocken neuer, junger Wald entstehen kann.

Kurz vor Kotka trafen wir, nach dem wir einen Bogen durch den Ort Syltakylä, einem Vorort von Kotka, gefahren waren, wieder auf einen, die 170 begleitenden Radweg. Der Fernverkehr rollt ab hier auf einem neuen Autobahnabschnitt. Durch ein ausgedehntes Siedlungsgebiet fuhren wir auf die Insel Mussalo, auf der unser heutiger Campingplatz liegt, fast direkt an einer großen Bucht. Von der Nähe des größten Exporthafens Finnlands war hier nichts zu spüren.

Bild 1.23: Am Ufer der Insel Musaallo
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Peter Schaefer 2008-02-06