Trotz der ersten Panne, die uns recht lange aufgehalten hatte, erreichten wir rechtzeitig die Fähre von Spodsbjerg nach Tårs. Wir haben dafür auf den Abstecher nach Tranekær verzichtet und sind der Radroute 8, die direkt nach Spodsbjerg führt, gefolgt. Das sind gut 20km Fahrstrecke weniger. Es ist nur schade, dass wir außer bei der morgendlichen Stadtrundfahrt
durch Rudkøbing, die auch einige Zeit in Anspruch nahm, fast nichts von der Insel Langeland mitbekommen haben. Der Ort Tranekær und das dortige Schloss sollen eigentlich einen Besuch wert sein. Einige Teile des Nordflügels stammen aus dem 12. Jahrhundert und sind damit das älteste Gebäude in Dänemark, das heute noch bewohnt ist.Die Überfahrt auf der unerwartet kleinen Fähre dauerte 45 Minuten. Alle Stunde fährt eine in Spodsbjerg ab. Als wir ankamen warteten nur wenige Autos auf die Überfahrt über den Langelandsbælt. Die Fährlinie kreuzt dabei eine der wohl am meisten befahrenen Schifffahrtslinien der Ostsee. In beiden Richtungen folgt ein Frachter dem anderen. Auch die um ein vielfaches größeren Fähren von Kiel nach Skandinavien müssen hier vorbei, allerdings verkehren sie zu einer anderen Tageszeit. Bei dem schönen Wetter
konnten wir auf dem Oberdeck fast ein Sonnenbad nehmen, wenn der kalte Wind nicht gewesen wäre. So waren wir froh, dass wir unsere Regenjacken mit an Deck genommen hatten. Während der Überfahrt wären wir nicht mehr auf das Fahrzeugdeck gekommen.Die Straße 9, die von Tårs nach Osten führt, ist als Kraftfahrstraße deklariert, obwohl nur alle Stunde ein Schwung von 60 bis 100 Autos, die die Fähre ausspuckt, hier vorbeikommt. So folgten wir weiter der Radroute 8, die bis Sandby wieder einmal mit der Marguerit-Ruten identisch ist. Diese eigentlich für Autotouristen geplante und gut ausgeschilderte Route verläuft durch ganz Dänemark und nutzt dabei meist wenig befahrene Nebenstraßen. In manchen Prospekten wird sie auch mit Naturschöne Route übersetzt. Sie ist damit bis auf wenige Ausnahmen auch für Fahrradtouristen gut zu befahren.
Die Insel Lolland, machte auf uns einen weniger welligen Eindruck, verglichen mit den letzten Tagen. Auch hier dominiert die Landwirtschaft, diesmal erstrecken sich ausgedehnte Kartoffelfelder zu beiden Seiten der Straße in denen einzelne Windräder zur Stromproduktion standen, kleinere Anlagen auf filigranen Gittermasten, die nicht so gigantisch wirken wie die neu gebauten in Norddeutschland.
Hinter dem kleinen Weiler Lindelse hörte die Asphaltstraße auf und es ging über abschnittsweise sehr raue Schotterwege weiter. Dafür wurden wir aber auf diesem Weg vor Nakskov mit alten Alleen entschädigt, die so schon seit weit mehr als hundert Jahren bestehen. Der Weg führt an kleinen Seen entlang, an deren Ufern noch kleinere Waldstücke liegen,
die von weiten wie Inseln im Meer der Felder wirken. Landschaftlich ein sehr schön Abschnitt, aber zum Fahren auch sehr anstrengend, gerade auch mit unserem fünfrädigem Zug. Da genug Zeit war, konnten wir, fast Schrittgeschwindigkeit fahrend, dieses Stück in aller Ruhe passieren.In Nakskov schlug der Pannenteufel dann zum zweiten Mal am heutigen Tage zu. Eine große Glasscherbe in der Fußgängerzone war diesmal die Ursache. Bei dieser Gelegenheit kamen wir wieder nicht am Bäckerladen vorbei, ohne dort etwas zu kaufen. Egal, wo man in Dänemark ist, der Kuchen ist immer ein Erlebnis. Ansonsten sind von dem Städtchen außer ein paar netten Fotos vom Marktplatz keine großen Erinnerungen bei uns haften geblieben. Den Wegweiser zum Hafen und zu dem dort liegendem, zum Museum umgebaut sowjetische U-Boot haben wir ignoriert. Es soll sich der Geschichte des kalten Krieges und dessen Ende widmen. Es mag interessant sein, vorallem die Frage wie es hierher verschlagen wurde, aber wir sind in den letzten Wochen schon an zu vielen Bunker- und Kriegsmuseen vorbeigefahren, dass wir deren überdrüssig sind. Zumal wir uns bei manchen von ihnen die Frage stellten, mit welcher Motivation wurden sie eingerichtet, soll hier wirklich an ein wichtiges historisches Ereignis und an die damit verbundenen Schrecken des Krieges erinnert werden, oder geht es nur um eine weitere, den Touristenstrom in die jeweilige Gemeinde fördernde Attraktion, die sich gut vermarkten lässt.
Im weiteren Verlauf der Radroute 8, der wir immer noch folgten, führt diese am Herrensitz Pederstrup vorbei. Mit seiner ausgedehnten Parkanlage und dem makellosen Grün der Rasenflächen fällt er im Vorbeifahren besonders auf. Mehr haben wir von diesem Herrensitz auch nicht zu sehen bekommen, denn wie bei vielen anderen auch, ist alles privat.
Beim Versuch die Lollandschen Alpen genannten Hügel bei Birket auszusparen, haben wir uns trotz GPS richtig verfahren. Als wir wieder auf die ersten Wegweiser des Radroute stießen, die richtig gut sichtbar aufgestellt waren, sind wir ein Stück der Gegenrichtung gefolgt, bevor wir unseren Irrtum bemerkten. So haben wir doch ein wenig von den hiesigen Alpen mitbekommen.
Die Durchfahrt durch den Safaripark Knuthenborg war uns einfach zu teuer. Zwanzig Euro pro Person sollte es kosten, Bestandteil einer Autokolonne zu werden, die sich an den Tiergehegen vorbei schiebt. Wieso die Autoren des Bikelineführer Ostsee-Radweg diese Durchfahrt als besonderen Tipp einstufen, ist für uns nicht nachvollziehbar, zumal die 2,5km Landstraße gar nicht ins Gewicht fallen, nachdem man vorher schon fast 12km auf der gleichen Straße ohne Radweg unterwegs war. Sehenswerter ist dagegen die Museumseisenbahn, die zwischen Maribo und
Bandholm verkehrt. Leider fährt sie auch in der Hochsaison nicht an allen Tagen. Montags, Mittwochs und Freitags ist kein Betrieb und so herrschte heute auf dem Bahnhof in Bandholm gespenstige Ruhe. Eine Fahrt mit der alten Dampflok wäre schon ein Erlebnis gewesen. An ganz besonderen Tagen, zur Saisoneröffnung im Frühjahr, zum Erntedankfest und zu Weinachten verkehren die Museumsbahnzüge sogar von Bandholm bis Nakskov und Nykøbing.Zum Abendessen sind wir ins Zentrum von Maribo gelaufen. Auch hier hatten wir Glück und fanden ein einfaches, preiswertes aber gutes kleines Restaurant. Dank der immer noch sehr langen Abende reichte das Licht noch für einen anschließendem Bummel durch das Stadtzentrum. Die alte Kleinstadt liegt inmitten von vier Seen. Viele der kleinen Häuser sind noch gut erhalten. Überragt werden sie von der mächtigen Domkirche, die von der einstigen Bedeutung dieses Örtchens zeugt.
Zurück sind wir durch die Parkanlagen entlang des Ufer des Søndersø spaziert, in dessen Nähe die Jugendherberge liegt. Auf den Wiesen zwischen den noch erhaltenen Grundmauern des ehemaligen Klosters Maribo und dem Seeufer ruhten sich hunderte von Wildenten aus, dazwischen einige Blesshühner und Möwen. Eine ausgesprochen friedliche Stimmung lag über dem ganzen Abend.
schaefer 2008-12-07