Bevor wir an diesem Morgen richtig Starten konnten, war als erstes das Auffüllen der Trinkflaschen und eine Versorgung der Ketten mit Öl notwendig. Der Zeltplatzausfahrt direkt gegenüber lag der Supermarkt und bis zur nächsten Tankstelle war es auch nicht sehr weit. Mit frisch geschmierten Ketten konnte es dann auf das heutige Teilstück gehen. Verglichen mit den letzten Tagen war es eher eine Flachetappe. Obwohl wir uns in einer mittelgebirgsähnlichen Landschaft auf einer Höhe von ca 350m befanden, etwa so hoch wie die Königsheider
Berge bei Zittau, das kleinste deutsche Mittelgebirge, gab es keine erwähnenswerten Anstiege. In einem leichten Auf und Ab verlief die Straße zwischen Seen, Mooren, Feldern von Findlingen in jeder denkbaren Größe, Wäldern, mal entlang eines kleinen Flusses. Über lange Strecken deuteten nur die Zufahrten daraufhin, das irgendwo etliche Kilometer abseits der Straße ein Gehöft oder eine Hütte liegt, und natürlich die Stromleitungen als Zeichen der modernen Zivilisation.Heute begegneten uns auch die ersten Reiseradler, beide alleine unterwegs, einmal mit richtig viel Gepäck einschließlich Campingausrüstung, einmal mit weniger, das eher nach Tour von Hütte zu Hütte bzw. von Vandrarhem zu Vandrarhem aussah. Beide kamen uns entgegen, fuhren Richtung Süden, so das es bei einem kurzen, freundlichen Gruß blieb. Bisher hatten wir nur gelegentlich Rennradler oder Mountainbiker ohne Reisegepäck getroffen und hin und wieder mal einen Anwohner, der mit dem Rad unterwegs war.
Die Hütte ist wie gestern verhältnismäßig geräumig, mit Kochecke, Kühlschrank und Heizung ausgestattet. Da die beiden Doppelstockbetten hochgeklappt waren, wirkte sie noch größer. Davor eine kleine überdachte Terrasse, deren eine Hälfte wir zum Unterstellen der Räder benutzten. Trotzdem blieb noch genug Platz um sich am Abend dort vor die Hütte zu setzen. Dusche und Toiletten sind, wie auf den anderen Plätzen auch, zusammen mit der Gemeinschaftsküche, die hier gleichzeitig auch Speiseraum ist, und einem Fernsehraum in einem zentralen Servicegebäude untergebracht.
Mit dem Wetter hatten wir heute Glück, von ein paar wenigen Tropfen abgesehen sind wir trocken bis ins Ziel gekommen. Erst am Abend mussten wir unsere frisch gewaschenen und zum Trocknen aufgehängten Sachen vor einem Schauer retten. Es ist erstaunlich, wie plötzlich diese hier strahlenden Sonnenschein ablösen können. Erst frischt der Wind ein wenig auf, ein paar Tropfen Sprühregen und im nächsten Moment schon schüttete es wie aus Kannen. Lediglich die dunkle schwarze Wolke deutete schon etwas eher am Himmel nichts gutes an. Für unterwegs heißt das, schon bei den ersten Anzeichen stoppen und in die Regensachen sonst hat man keine Chance mehr dazu und eine Unterstellmöglichkeit gibt es hier auf der Strecke so und so nicht. Nach dem sich der Regen wieder verzogen hatte, stiegen dichte Nebelschwaden aus den Wäldern am anderen Ufer des Rätansees auf. Von unserer Terrasse aus konnten wir diesem Schauspiel während des Sonnenunterganges ungestört zusehen. Noch werden für uns, je weiter wir nach Norden kommen, die Tage länger, obwohl die Sommersonnenwende schon mehr als einen Monat zurückliegt.
Peter Schaefer 2006-02-18