Nach 880km durch Schweden ist uns heute der erste Liegeradfahrer begegnet. In Brunflo, kurz vor unserem Etappenziel kam er aus einer Seitenstraße, fuhr ein kurzes Stück vor uns her und wartete dann bei der nächsten, günstigen Gelegenheit auf uns. Hier kurz vor Östersund war doch recht reger Verkehr, der uns schon den ganzen Tag über, ebenso wie die vielen ineinander übergehenden Ortschaften darauf hinwiesen, das wir uns wieder in einem dichter besiedelten Teil Schwedens befinden. Nach einer ersten kurzen Unterhaltung am Straßenrand, in der wir uns auch nach einem Fahrradladen in Östersund erkundigten, lud er uns ein, ihm zu folgen. Wir suchten einen Ersatzschaltzug für Eddas Rad. Er bot uns einen aus seinem Bestand an. Wir folgten ihm durch einige Seitenstraßen ( Bäckvägen, Krysshammervägen) bis zu seinem Haus. Hier führte er uns sein selbstgebautes Liegerad mit Frontantrieb ähnlich einem Bevo-Bike vor. Das Rad, mit dem er unterwegs war, ist ein dänisches Modell, ein ungefederter Kurzlieger mit 28-Zoll Hinterrad und mit 12kg ausgesprochen leicht. Zum Leidwesen seines Besitzers musste er es mit
einem unschönen Gepäckträger verunzieren, sonst wäre es für die tägliche Fahrt zur Arbeit nicht geeignet. Außer ihm soll es in Brunflo noch einen zweiten Liegeradfahrer geben, erzählte er uns, aber er habe ihn noch nie getroffen. Nachdem wir ein wenig von unserer Urlaubstour, den bisher zurückgelegten und den weiteren Tagesabschnitten berichtet hatten und er uns noch ein paar Tipps für den weiteren Weg zum Zeltplatz in Östersund gab, verabschiedeten wir uns, allerdings ohne Adressen oder E-Mail auszutauschen. Seine Einladung auf eine Tasse Kaffee mussten wir leider ausschlagen, sonst wäre es auf dem Campingplatz mit einer Hütte schwierig geworden. Zu allem Überfluss hatten wir kurz vor dem Zeltplatz, schon in Östersund, die erste Reifenpanne dieser Reise, hervorgerufen durch einen Glassplitter auf dem Radweg. Zum Glück war es trocken, so wie das Wetter den ganzen Tag mitgespielt hatte, trotz vieler Wolken, die über eine lange Zeit eine geschlossene Decke bildeten.Auf dem Campingplatz angekommen gab es dann auch nur noch eine der letzten Hütten, mit Dusche und Küche und relativ teuer. Zum Zeltaufbauen lud die Umgebung überhaupt nicht ein, zumal der Platz sehr voll war. Die Hütten stehen auch so eng, wie ganz kleine Reihenhäuser, das davor nur jeweils ein Parkplatz und ein schmales Stückchen Weg ist. Wer sich vor die Hütte setzt, sitzt zwischen lauter Autos. Also blieben wir nach einem kurzen Rundgang über den nicht sehr schönen Campingplatz in der Hütte. Die Besichtigung des Ortes vertagten wir auf den nächsten Morgen.
Peter Schaefer 2006-02-18