Nach dem gemütlichen Frühstück ging es diesmal zu Fuß auf einem der wenigen Wanderwege der Insel zu Skipsfjordutsikten, dem Aussichtspunkt über dem Skipsfjord. Der Startpunkt liegt direkt neben dem Campingplatz, so dass die Räder vor dem Haus angeschlossen stehenbleiben können. Wir hatten lange überlegt, ob wir eine Wanderung nach Knivskjellodden machen. Dieser wirklich nördlichste Punkt Europas, er liegt etwa einen Kilometer nördlicher als der Nordkapfelsen und bietet bei schönen Wetter einen besonderen Blick auf diesen, ist nur zu Fuß in einer mehrstündigen Wanderung zu erreichen. Der Ausgangspunkt ist ein Parkplatz etwa 4km hinter Skarsvâg. Dort hätten wir dann unser Rad abstellen müssen. Dies und die für eine Wanderung ungeeignete Ausrüstung, Fahrradschuhe mit Eisen drunter statt Wanderschuhe, Fahrradtaschen statt Wanderrucksack, haben uns letztendlich davon abgehalten, obwohl andere Radreisende uns am Vorabend erzählt hatten, dass es eine lohnenswerte Wanderung ist. So sind wir nur auf den Berg oberhalb des Skipsfjordes gestiegen. Von dort aus kann man sowohl einen Teil von Honningsvâg sehen, hat aber auch einen guten Überblick über das erste Stück des Weges den wir gestern gefahren sind, vorallem die ersten Serpentinen. Auf und Abstieg haben gut 2 Stunden gedauert.
Nach den Mittagsbroten, diesmal in der Gemeinschaftsküche, des Campingplatzes, starteten wir mit den Rädern nochmals nach Komøyvær, um uns den Ort genauer anzusehen und das eine oder andere Foto zu machen. Gesten Abend kam das durch das schlechte Wetter zu kurz. Der Ort ist ein typisches Fischerdorf, entstanden an
einem gut geschützten Naturhafen, wie sie diese Küste reichlich bietet. Die dicht am Wasser schon steil ansteigenden Berge lassen dabei kaum Platz für die Häuser. So zieht sich das Örtchen ganz schön in die Länge, verteilt um mehrere kleine Seitenbuchten. Ein Besuch der ,,Midnight Son Galary``entfiel, da diese geschlossen hatte, ebenso wie die ,,Havstua``, das Fischrestaurant, das wir gestern eigentlich besuchen wollten.Wieder zurück auf der Hauptstraße standen wir vor der Entscheidung, zurück zum Campingplatz oder noch einmal über den Berg. Es war erst drei Uhr und das Wetter schien sich zu halten, teilweise mit Sonnenschein. Also entschieden wir uns für letzteres und statteten dem nördlichsten Ort Norwegens noch einen Besuch ab. Unterwegs hatten wir noch überlegt nach Gjesvær abzubiegen, einem kleinen Ort an der Westküste von Magerøya, der vorallem durch die vorgelagerten Vogelfelsen bekannt ist. Die Befürchtung, dass dort in der Nachsaison absolut nicht mehr los ist, und alles genauso verlassen ist wie das Samenlager gegenüber dem Campingplatz in Skipsfjord ließ die Entscheidung zu Gunsten des größeren Ortes fallen. Skarsvæg ist ebenfalls ein Fischerdorf. Deutlich größer als Kamøyvær, liegt es am Ende des Westfjorden. Von diesen Naturhäfen aus brauchen die Fischer mit ihren Booten weniger als eine Stunde zu ihren Fanggründen. Dieser Vorteil ist ein Grund dafür, dass diese Art der Fischerei mit den relativ kleinen Booten hier noch Bestand hat.
Auf den beiden Campingplätzen neben der Straße weiden jetzt die Rentiere zwischen den Stromanschlüssen der bis auf eine Ausnahme leeren Caravanstellplätze, darunter auch ein weißes. Auch hier ist die Saison endgültig für dieses Jahr zu Ende. Zwischen den Campingplätzen und den ersten Häusern des Ortes geht auch der Wanderweg zur Kirkeporten ab, einem auf vielen Postkarten abgebildetem Felstor, durch das die Mitternachtssonne hindurchscheint. Dieser Weg wird öfter gegangen als die Route nach Knivskjellodden, Radschuhen sind auch hier ungeeignet. Einen Blick auf Hornet, dem Wohnort der Götter am Nordkap hat sich schon bei der Anfahrt zum Ort geboten.
Im Ort steht ein Weihnachtsmannhaus. Es hatte trotz Saisonende noch offen und bot uns einen guten Kaffee und jedem zwei Stücken hervorragenden Blaubeerkuchen, bereitet aus Blaubeeren, die hier auf der Insel wachsen. Das eigentliche Sommerquartier des Weihnachtsmannes soll sich im finnischen Rovaniemi befinden, schenkt man der entsprechenden Werbung glauben. Gut gestärkt konnte es nach dem Kaffeeplausch mit dem Wirtsleuten auf die Rückfahrt gehen, bei noch immer trockenem Wetter.
Nun sind alle Sachen verpackt und für die Rückreise umsortiert. Morgen ist unser letzter Tag auf Magerøya, den wir in Honningsvâg verbringen werden. Es war gut, das wir die für unterwegs geplanten weiteren zwei Ruhetage nicht genutzt hatten und so uns insgesamt hier mehr Zeit nehmen konnten. Um die Insel richtig kennenzulernen war das viel zu wenig und uns fehlten etwas an geeigneter Ausrüstung zum Wandern. Alleine der Besuch des Nordkapfelsen mit seiner Touristenhalle lohnt die Fahrt hierher nicht, obwohl er für uns der Zielpunkt einer 2500km langen Reise war, wobei das so auch nicht zutreffend ist, denn ,,Der Weg ist das Ziel``.
Peter Schaefer 2006-02-18