So. 31.8 Olbia - Arzachena

49,1km 480Hm

Am Morgen versuchten wir Olbia auf dem kürzesten Weg in Richtung Osten zu verlassen. In dem Gewirr aus Einbahnstraßen, Zufahrten zum Fährterminal und Autobahn verfransten wir uns erst einmal. Schließlich fanden wir am Bahnhof auf unseren geplanten Track. Es herrschte schon ein recht reger Verkehr. Heute ist Sonntag und alle, egal ob sie hier zu Hause oder zu Gast sind, wollten bei dem hochsommerlichen Wetter zum Baden ans Meer. Die erste Zeit blieben wir auf der Straße, die entlang der Küste verläuft. Nur an wenigen Stellen

Bild 1.9: Costa Smeralda
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ist es möglich bis ans Wasser zu gelangen. Entweder fällt das Ufer zu steil ab oder an ihm liegen meist sehr luxuriös aussehende Ferienanlagen. An vielen Stellen werden weitere neue Bungalows und Ferienvillen gebaut, die sich langsam wie eine Geschwür die Hänge hochziehen. An einer kleinen Bucht direkt an der Straße konnten wir dann doch unseren erster direkter Kontakt mit dem Mittelmeer aufnehmen. Der Platz wirkte aber nicht sehr einladend, eher ein Parkplatz auf dem jeder seinen Müll zurückgelassen hatte, als ein Badestrand. Etwas weiter hatten zwei Familien ihre Campingstühle unter einem Sonnenschirm neben den Autos aufgebaut und bereiteten ihre Siesta vor. So blieb es für uns bei einer kurze Fußbadepause. Bei einem Blick über das Wasser der Bucht sind uns besonders die vielen großen und sehr großen Motor- und Segelyachten aufgefallen, die hier vor Anker lagen oder draußen unterwegs waren.

Vor der brütenden Mittagshitze sind wir in eine kleine Snackbar etwas abseits der Straße geflüchtet. Hier konnten wir noch ein frisches Fladenbrot mit viel Schinkenbelag erstehen, bevor auch die letzten Gäste aus der Nachbarschaft sich nach Hause wandten und geschlossen wurde. Zum Brot tranken wir kaltes Mineralwasser und als Abschluss noch einen Espresso.

Bild 1.10: Steinalte Olivenbäume im Hinterland der Costa Smeralda
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Obwohl die Sonne immer noch erbarmungslos vom Himmel schien und die Temperaturen bei über dreißig Grad lagen, brachen wir nach etwas mehr als einer Stunde gut gestärkt wieder auf. Schon einige Kilometer vorher hatten wir die Küste in Richtung Gallura verlassen. Ausgedehnte Olivenhaine mit Bäumen, von denen einige aussahen als hätten schon die Römer sie gepflanzt, wechseln mit kargen Weideflächen und dornigem Buschland ab. Dazwischen einzelne kleine Bauernhäuser und immer wieder Hügel aus scheinbar aufgetürmten Granit. Hier ist zum Glück nur wenig von dem Bauboom zu spüren, den der Tourismus an der Küste ausgelöst hat. Dennoch scheinen auch die kleinen Orte, durch die wir kamen, etwas davon zu profitieren.

Auf fast autofreien Straßen erreichten wir am frühen Nachmittag unser Etappenziel. Zu unserer großen Überraschung gab es hinter dem Hotel einen großen Swimmingpool. Hier erfrischten wir uns erst ausgiebig, bevor wir zu einer Besichtigungsrunde in den Ort aufbrachen.

Arzachena ist eine interessante Kleinstadt inmitten von grotesk anmutenden Felsformationen. Die Mehrzahl der Häuser ist aus Granit erbaut, gibt es doch diesen Baustoff im Überfluss. Die Altstadt zieht sich entlang eines Felsrückens, auf dessen höchster Erhebung die Kirche Santa Lucia liegt. Sie ist fast von jedem Punkt der Stadt aus zu sehen. Das kleine Kirchlein und seine unmittelbare Umgebung sind vor kurzem renoviert und neu gestaltet worden. Dabei hat man sogar an einen rollstuhlgerechten Zugang zu den Innenräumen gedacht. Nur konnten sich Kirche und Stadt wohl nicht über dieses Unterfangen richtig einigen,

Bild 1.11: Kirche Santa Lucia
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denn die neue Seitentreppe und die Rollstuhlrampe daneben enden an der Grenze des Kirchenlandes im nichts. Einige Meter weiter unterhalb sind neue Parkplätze an der Straße gebaut worden. Dazwischen ein Stück steil abfallender kahler Berghang, den auch ein Fußgänger nur mit Mühe bewältigen kann. Wir zogen es daher vor, wieder über die breite, lange Treppe, über die wir gekommen waren, zur Altstadt zurückzukehren.

Im Osten überragt ein riesiger, von Wind und Wetter geformter Felsen die Häuser der Stadt. Noch bevor wir unser Quartier am anderen Ende des Ortes ansteuerten, legten wir hier eine kleine Pause ein und stiegen bis unter den Hut des steinernen Pilzes. Von hier bietet sich ein lohnender Blick über die Dächer der Stadt bis hin zu den umliegenden ebenso skurril geformten Granitformationen. Es ist schon erstaunlich, welch bizarre Gebilde sich mit der Zeit aus dem harten Gestein geformt haben.

Bild 1.12: Il Fungo - der Pilsfelsen über den Dächern von Arzachena
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Es war gar nicht so einfach, schon am Nachmittag, während des Rundganges durch die Gassen eine am Abend geöffnete Pizzeria zu finden. Keine verriet sich durch eine auffällige Aufmachung, durch eine Terrasse oder einen ähnlichen Hinweis. Erst eine Nachfrage im Hotel ergab einen brauchbaren Tipp. Wie hier üblich wurde erst nach sieben Uhr am Abend geöffnet. Bis dahin waren die Rollläden, hinter denen sich dem Anschein nach auch nur Garagen verbergen konnten, heruntergelassen.

Peter Schaefer 2010-10-21