Do. 28.9. Mercatale und Strada in Chianti

56,8km; 1130Hm
Unsere vierte Rundfahrt von San Martino führte uns Richtung Norden, Richtung Florenz. Deutlich früher als in den letzten Tagen verließen wir unser Quartier, um nach wenigen Kilometern festzustellen, dass der Fotoapparat zurückgeblieben war. Von unserem Quartier trennten uns nur etwas mehr als hundert Meter Luftlinie aber auch mehr als fünfzig Höhenmeter. Nach kurzem Überlegen fuhren wir bis zu dem Weg weiter, den wir am Montag als nicht befahrbar eingestuft hatten und ich lief zu Fuß zu unserer Ferienwohnung zurück. Zwanzig Minuten später war die Knipskiste an Bord und es konnte weitergehen in Richtung Mercatale. Zusammen zurückzufahren hätte sicherlich länger gedauert.

Gestern Abend, nach dem Studium der in Castellina gekauften sehr detaillierten Karte, hatten wir uns entschlossen, nicht dem Radtourenvorschlag aus der Kompass-Karte zu folgen, nicht wie geplant die Waldwege zu benutzen sondern auf der Straße zu bleiben.

Bild 1.24: Weinlese bei San Martino
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In den Weinbergen der Umgebung war seit Tagen die Traubenlese im vollem Gange. Nur zum Abtransport der von Hand geernteten Beeren können Maschinen zum Einsatz kommen. An den überwiegend sehr steilen Hängen ziehen fast ausnahmslos kleine Raupenschlepper die Anhänger mit den vollen Kisten langsam zur Straße hoch. Alles andere muss von einer größeren Anzahl Erntehelfern bewältigt werden. Sicherlich kein leichter Job, auch wenn es bei dem schönen Wetter einen spielenden Eindruck macht.

Gelegentlich wurden wir von einzeln oder zu zweit fahrenden Rennradlern überholt, die uns immer mit einem freundlichen Gruß bedachten. Mit ihren leichten Rädern waren sie bergan deutlich im Vorteil. So rollten wir nach anfänglichem Auf und Ab bei stetigem Gefälle bis nach Mercatale. Am Ortseingang begann eine Art Umgehungsstraße - die schmale Gasse, die Richtung Zentrum führte, war Einbahnstraße, nur leider für die falsche Richtung. Anfangs ignorierten wir dies. Wir kamen an einem kleinen Nonnenkloster vorbei,

Bild 1.25: Zwischen Mercatale und Val de Greve
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das immernoch als solches genutzt wurde, fanden aber sonst nichts, das auf das Zentrum der Stadt hindeutete. Nachdem wir einen Einwohner befragten, landeten wir letztendlich vor einem Coop. Offensichtlich war unser Ansinnen missverstanden worden. Auch gut, so konnten wir gleich unsere Verpflegungs- und Getränkevorräte auffüllen. Eine Bank in einem kleinen Minipark ganz in der Nähe nutzten wir zur ersten Pause am heutigen Tag. Die mitgebrachten Brote wurden durch das frische Obst und das Mineralwasser aus dem Supermarkt treffend ergänzt. Ob Mercatale sonst etwas Sehenswertes zu bieten hat, blieb uns leider verborgen. Hinweisschilder auf die Touristinfo oder auf irgendwelche Sehenswürdigkeiten haben wir keine entdeckt. Auch die Karten enthielten keine weitergehenden Informationen. Mit den vielen neuen Häusern wirkte der Ort wie eine Schlafstadt im Einzugsgebiet von Florenz. Da es anscheinend nichts weiter zu besichtigen gab fuhren wir weiter. Vom Ortsausgang war es nur ein kurzes, aber sehr schönes Stück durch eine von Zypressen gesäumte Allee, bis wir den Fluss Greve erreichten. Schon am Sonntag waren wir von Impruneta kommend bei Ferrone in dieses Flusstal gelangt. Keine 2km weiter verließen wir es heute schon wieder. Von nun an galt es, all das wieder nach oben zu kurbeln, das wir bisher so entspannt hinab gerollt waren. Unser nächstes Ziel hieß Strada in Chianti.
Bild 1.26: Blick über das Val de Greve nach Impruneta
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Zwischen den Ortschaften, etwas oberhalb des Straßenrandes, fast schon im Wald, saß eine junge dunkelhäutige Frau mit auffällig buntem Regenschirm auf einem abgesägten Baumstumpf und schien gelangweilt auf irgendetwas oder irgendwen zu warten. Schon zuvor war uns eine junge Dame aufgefallen, die auf einem alten Schulstuhl sitzend, ebenso gelangweilt auf die Vorbeifahrenden blickte.

In Strada wollten wir Mittagspause machen. Es war mittlerweile fast zwei Uhr. Aber das einzigste Restaurant sah sehr verschlossen aus. Am Marktplatz hatten bis auf die Carabinieri alle Läden geschlossen. Nur ein Lokal hatte geöffnet, eine kleine Bar, ein Stückchen weiter direkt an der Straße. Davor, auf einer kleinen Terrasse, standen einige Tische mit Sonnenschirmen. Das Angebot war bescheiden, ein paar Sandwiches und in der Mikrowelle aufgewärmte, einfache Minipizza. Wir eintschieden uns für letztere, zusammen mit einer dazu passenden eisgekühlten Coca-Cola. Am Nachbartisch spielten einige ältere Herren Karten und diskutierten dabei lautstark. Während wir unser bescheidenes Mittagsmahl verzehrten, nahm die Zahl der Kiebitze, die den Kartenspielern über die Schulter schauten, stetig zu.

Bild 1.27: Siesta in Strada in Chianti
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Da Strada nichts weiter zu bieten hatte, brachen wir recht bald wieder auf und setzten unsere Rundfahrt Richtung Dadda fort. Nur ein kurzes Stück mussten wir dazu die etwas stärker befahrenen SS 222 benutzen, bis wir den Abzweig erreichten. Die nächsten 9km ging es auf einer sehr ruhigen, abschnittsweise ganz neu gemachten Straße nur bergauf. Auf der einen Seite, hangaufwärts meist dichter Wald, auf der anderen Weinberge, Olivenhaine und das eine oder andere Anwesen. Mehrmals kamen uns mit hoher Geschwindigkeit Rennradfahrer entgegen. Kurz vor Dadda bogen wir dann Richtung Greve ab und erreichten nach einem letzten Anstieg den Pass del Sagarne (532m). Von hier ging es bis Greve mit vielen Serpentinen nur noch bergab.

In Greve besuchten wir noch einmal die Piazza Matteotti, die vorallem durch ihre fast dreieckige Form und die sie umgebenden Arkaden beeindruckt. Jetzt am späten Nachmittag war nicht viel Betrieb. Die Restaurants hatten noch, die Geschäfte schon geschlossen. Außer uns hatte es nur noch einige wenige verspätete Touristen hierher gelockt. Auch wir brachen bald wieder auf.

Bild 1.28: Auf dem Piazza Matteotti in Greve
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Der letzte Abschnitt unserer heutigen Runde, von Greve wieder hoch nach Panzano kannten wir schon von unserer Anreise, nur heute ohne Weinfest und die am Straßenrand parkenden Autos, dafür aber mit deutlich mehr rollendem Verkehr. Der Ansteig kam uns heute bei weitem nicht mehr so anstrengend vor wie am ersten Tag.

Der Ablauf nach unserer Rückkehr nach San Martino a Cecione ist seit unserer Ankunft schon fast zu einem festen, sehr angenehmen Ritual geworden. Besonders in den letzten beiden Tagen, an denen fast keine Wolke am Himmel zu sehen war, waren wir gut durchgeschwitzt. Erst schnell Duschen und dann eine kleine Runde im Swimmingpool hinter dem Haus drehen. Das Wasser ist dort zwar nicht beheizt und daher um diese Jahreszeit recht kühl, aber die Sonne wärmt noch angenehm, obwohl sie jetzt am frühen Abend schon sehr tief steht. Dafür bietet sich aus dem Wasser heraus, wenn man über den Beckenrand schaut, ein faszinierender Blick auf die entfernten Berge, der einem vergessen lässt das man nur in einem kleinen Pool badet.

Bild 1.29: Blick aus dem Swimming Pool von San Martino a Cecione
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Nach dem Abendbrot beschlossen wir den Tag mit einem Gläschen ,,RENZO MARINAI``, ein Chianti Classico des Jahrganges 2003, der hier auf San Martino a Cecione gekeltert wird. Man kann nur anerkennend feststellen, dass die Winzerin, die auch gleichzeitig das Gästehaus verwaltete, ihr Handwerk versteht.

schaefer 2007-10-07