Die Glocke der Turmuhr des Klosters von Badia a Passignano war schon zu hören, lange bevor wir den Ort erreichten. Der wuchtige Komplex, der von weitem an eine Festungsanlage erinnert, wirkte wie verlassen, keine Menschenseele war zu sehen, außer uns waren nur noch paar weitere Touristen hier. Eine Besichtigung der Klosterkirche oder wenigstens ein Blick in den Innenhof war uns nicht möglich. Alle Tore und Türen waren fest verschlossen. Auf zwei großen Tafeln im Vorhof konnte man dafür lesen, dass hier bis zum Jahr 2010 saniert und restauriert wird und wer dies alles finanziert. Noch während wir etwas ratlos im Schatten des Tors herumstanden, stiegen aus einer kleinen Luke in der Mauer neben dem massiven Tor nacheinander vier junge Katzen. Der Luke sah man an, dass sie regelmäßig geöffnet und wieder geschlossen wird. Hinter dem Tor hörte man jemanden arbeiten. Punkt 12, unmittelbar nach dem letzten Gongschlag begann die große Glocke im Turm zu läuten. So verlassen wie alles auch wirkte, hinter den dicken Mauern war verstecktes Leben.
Nach einer langen Pause, das Kloster war von Napoleon aufgelöst worden, ist es seit etwa zwanzig Jahren wieder bewohnt. Einige Ordensschwestern leben hier und man soll die Anlage nach telefonischer Anmeldung auch besichtigen können.
Die jungen Kätzchen, die sich nun im Vorhof tummelten und miteinander spielten, hatten Edda in ihren Bann gezogen. Also verweilten wir noch eine kleinen Moment unter den großen alten Bäumen im Vorhof. Für eine richtige Pause fehlte hier nur eine bequeme Sitzgelegenheit. Die steinerne Bank direkt an der Mauer war ursprünglich wohl zum Absetzen von Traglasten gedacht. Um darauf zu sitzen, dafür war sie viel zu hoch und unbequem.
Im Schatten der dicken Mauern der Klosteranlage standen noch einige wenige weitere Gehöfte die sich alle an der schmalen Straße nach Sambuca aufreihten. Darunter ein sehr vornehm wirkendes Etablissement mit dem Namen ,,Antinori``. Hier wurde zum Weintaskingdinner eingeladen. Jetzt um die Mittagszeit war hier keine Menschenseele zu sehen. Die Speisekarte an der Tür wirkte auch eher abschreckend.
Die kleine Straße von Badia a Passignano nach Sambuca im Val de Pesa war wieder asphaltierte. Zwischen Trockensteinmauern schlängelt sie sich langsam ins Tal. Zu beiden Seiten ausgedehnte Weinberge und Olivenbäume.
Sambuca selbst ist eine unscheinbare Wohn- und Gewerbeansiedlung, durch die wir einfach nur durchfuhren. Von hier an waren wir auf der anderen Seite des Val de Pessa. Ein Stück hinter dem Ort kamen wir an einer größeren Tankstelle vorbei, die wir sofort ansteuerten. Durch die Unzahl an Löchern in den Schläuchen, die uns unser Münchenbesuch beschert hatte, war der Vorrat an Flicken stark zusammengeschrumpft. Bisher waren wir an keinem Fahrradladen vorbeigekommen und auch in den größeren Supermärkten hatten wir nicht derartiges gefunden. Nach einigem Umherschauen, Nachfragen beim Tankwart, der schon langsam unruhig wurde, da wir unmittelbar bevor er zur Mittagspause abschloss, aufgetaucht waren, hatte in beidseitiger Ermanglung der geeigneten Sprachkenntnisse nichts erbracht, fand ich das Gesuchte. Nun konnten wir spitzen Steinen und auch hier gelegentlich am Straßenrand liegende Scherben wieder etwas beruhigter entgegensehen.
San Donato ist eine Kleinstadt mit einer Vielzahl schmaler Gassen. Jetzt in der Mittagszeit liegt über ihr eine wohltuende Ruhe. Alle Geschäft und auch die kleine Touristinformation sind geschlossen. Leider schließen, wie hier üblich, auch alle Restaurants, so sie schon geöffnet hatten, spätestens um 14 Uhr und wir sind mal wieder genau um diese Zeit angekommen. So kauften wir uns in der einzigen geöffneten kleinen Bar noch zwei Stück Kuchen und picknickten auf dem kleinen,zentralen, jetzt menschenleeren Platz, direkt gegenüber den zusammengeklappten Sonnenschirmen der Antica Trattoria.
Bevor wir das Städtchen wieder Richtung Panzano verließen drehten wir noch eine weitere Runde durch die schmalen Gassen, die zum Teil von kleinen Brücken überspannt werden, die aus dem oberen Stockwerk der Häuser direkt in einen kleinen Garten führen. Bis
auf einen älteren Herrn, der auf einer steinernen Bank sitzend Siesta hielt und dabei unser Gefährt skeptisch und zugleich interessiert betrachtete, war niemand weiter auf den Straßen des Ortes zu sehen. Alles wirkte wie ausgestorben, obwohl die Mittagshitze jetzt Ende September diese Bezeichnung nicht mehr richtig verdiente.Zu unserer Überraschung luden in den nächsten beiden winzigen Orten Sicelle und Piazza jeweils ein geöffnetes Gartenrestaurant zum Verweilen ein. Keines von ihnen war vorher durch irgend eine Art von Hinweis angekündigt worden, noch waren sie auf einer unserer Karten vermerkt. Es handelte sich auch nicht um die Osteria in Piazza, die in einem der Radtourenbücher empfohlen wurde. Den Ort erreichten wir erst etwas später. Wir waren aber nun von unseren selbstmachten Broten, Müsliriegeln und Kuchen so gesättigt, dass wir jetzt diese Einladungen ausschlugen und ganz gemütlich zu unserem Quartier weiter radelten. Bevor wir Panzano erreichten bot sich mehrfach ein weiter Blick über das Val de Pesa auf Panzano und San Martino. Dort auf der anderen Seite des Tales konnten wir auch unser Quartier erkennen, das sich durch den großen Swimmingpool eindeutig von den anderen Höfen unterschied.
schaefer 2007-10-07