Di. 10.Oktober Blick auf Volterra

56,9km; 1070Hm

Schon bei der Vorbereitung unserer Radtouren in die Umgebung von San Gimignano waren wir skeptisch, ob wir Volterra besuchen können. Die Entfernung von Fulignano ist in der sehr hügeligen bis bergigen Landschaft einfach zu groß . Selbst wenn man stramm durchfährt würde dann kaum Zeit bleiben, sich die Stadt anzusehen. Dennoch sind wir Richtung Volterra aufgebrochen, die ersten Kilometer auf der gleichen Route wie gestern . Eigentlich wollten wir die Runde andersherum drehen, aber unser notwendiger Einkauf sollte nicht den ganzen Tag spazieren gefahren werden und der Coop von San Gimignano ist an der Porta San Giovanni. Also mussten wir dort erst am Ende unserer heutigen Tour vorbeifahren. Zweimal das Touristengewühl in der Stadt zu durchqueren, wollten wir uns nicht antun. So radelten wir die ersten 10 Kilometer auf genau der gleichen Strecke wie gestern morgen, vorbei wir feststellten, das uns heute einiges auffiel, was wir zuvor übersehen hatten.

Landschaftlich bot sich den ganzen Tag über viel Abwechslung. Die meisten Weinberge sind nun abgeerntet. Dafür riecht man an jedem zweiten Gehöft, dass hier die Trauben weiter veredelt werden. Einmal überholte uns noch ein Traktor, der in einem kleinen wannenförmigen Anhänger weitere Trauben als Nachschub brachte. Je höher wir kamen, desto seltener wurden Weinstöcke und Olivenhaine. Dafür dominierte der toskanische Wald aus niedrigen Steineichen mit viel sehr dichtem Unterholz. Die Waldpizzeria, ähnlich der, die wir vor Tagen bei La Cetina kennengelernt hatten, war geschlossen. Auf dem großen Schild am verschlossenen Eingangstor konnten wir in englischer Sprache lesen, dass das Fest aus verständlichen Gründen ausfällt und deswegen geschlossen sei. Welches Fest aus welchen Gründen da ausgefallen ist, werden wohl nur die Eingeweihten wissen. Obwohl wir eh nicht erwartet hatten, hier in den Bergen eine Möglichkeit zur Einkehr zu finden, waren wir doch etwas enttäuscht, dass wir hier weiterfahren mussten, hatten wir doch diese Art Waldrestaurant in guter Erinnerung.

Bild 1.89: Zufahrt zum Restaurant bei Camporbiano
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Kurz vor Camporbiano wies eine große Tafel am Straßenrand auf ein weiteres Restaurant hin. Am Tor standen auch die Öffnungszeiten, von halb eins bis halb drei. Es war kurz nach 12 Uhr, also dachten wir uns, ein gute Gelegenheit mal zu einer richtigen Mittagspause zu kommen. Wir steuerten unser Gefährt in die lange Zypressenallee die vom Tor an der Straße bis zu dem Anwesen führte. Wir hatten uns entschlossen, hier im Schatten der Bäume zu warten, bis geöffnet wird. Von der Küche her kam ein guter Duft von leckeren Speisen. Das Personal bereitete sich und das Restaurant für die erwarteten Gäste vor. Leider gehörten wir nicht zu diesen. Es würden etwa 200 angemeldete Gäste erwartetet und daher gäbe es für uns keinen Platz mehr. Wahrscheinlich passten wir als Radfahrer nicht in das Gästebild dieses Etablissements. Also gut, wenn sie uns nicht wollen, dann eben nicht, sagten wir uns und fuhren unseres Weges weiter. Wir hatten ja auch heute, wie jeden Morgen, genug Brote geschmiert und damit beim Picknick am Straßenrand für das ausgefallene Essen einen sättigenden aber wohl nicht gleichwertigen Ersatz.

Bei La Madonnina, am höchsten Punkt (608m) unserer Tour bot sich dann der direkte Blick auf das etwa 9km entfernt liegende Volterra, das auf einer Bergkuppe auf der anderen Seite des Tales thront. Unten fließt der kleine Fluss Era. Der phantastische Ausblick, der sich auf Voltera bot, war leider nicht im Bild festzuhalten. Die Fahrt hinunter ins Tal und wieder hoch bis Voltera hätte auf der laut Karte weitgehend nicht asphaltierten Straße nochmals weit über eine Stunde in Anspruch genommen. Hier entschieden wir uns endgültig dafür, es bei diesem Blick auf Volterra bewenden zu lassen und auf der Asphaltstraße weiter Richtung Castel San Gimignano zu fahren.

Bild 1.90: Blick auf das Dorf San Donato
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Von dort gelangten wir über San Donato zur Porta San Giovanni. Unterwegs führte die Straße direkt an einem riesigen neuerbauten Gefängniskomplex vorbei. Bei der Annäherung war lange nicht zu erkennen worum es sich dabei handelte. Erst sehr spät waren die Wachtürme und Mauern zu sehen, die mit ihrem Beton und großen Glasfenstern so gar nicht in diese Landschaft passen.

Nach unserem Einkauf beim Coop holten wir uns noch eine Pizzaecke bei dem Pizzabäcker, den wir vom Sonntag noch in guter Erinnerung hatten. Während wir mit unserer Pizza auf einer Bank am Straßenrand saßen, zog ein nicht enden wollender Touristenstrom an uns vorbei, aus aller Herren Länder. Jetzt am Nachmittag in die andere Richtung als am Sonntagvormittag, wieder zurück zu den wartenden Bussen.

Bild 1.91: Vormittagssonnenuhr von Castello Fulignano
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In Castello Fulignano angekommen, heute stand die Sonne noch etwas höher am Himmel, führte uns der erste Weg wieder zum Swimmingpool. Obwohl wieder den ganzen Tag der Himmel strahlend blau und die Luft richtig warm war, schien uns das Wasser im Pool immer kälter zu werden. Dennoch war das kurz Bad eine sehr angenehme Abkühlung.

schaefer 2007-10-07